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Wer keine Zeit für seine Gesundheit aufwendet,
wird eines Tages viel Zeit für seine Krankheiten aufwenden müssen

 
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Hallo, ich heisse Ulli, bin 41 Jahre alt und lebe in Egling an der Paar. Ich bin verheiratet und habe 2 Kinder, 2 Hasen, 2 Katzen und 5 Meerschweinchen. Mit 35 Jahren war für mich Ende der Fahnenstange - ich konnte nicht mehr ohne starke Schmerzen laufen.

Meine Vorgeschichte:
Seltsamerweise hatte ich als Kind nie Probleme mit der Hüfte, es war nur auffällig, wie gelenkig ich war! (Kein Wunder, wo kein Knochen ist, kann die Bewegung auch nicht eingeschränkt werden...) Mit ca. 20 Jahren begannen durch das viele Sitzen im Büro meine Beschwerden mit Schmerzen im Kreuz, die bis in die Kniekehlen hinunter zogen. Ich dachte dabei aber immer an Stress oder falsches Sitzen. Erst als die Beschwerden über Jahre schon immer stärker wurden und ich immer öfter zum Orthopäden musste, begann ich die Sache komisch zu finden. Meist wurde das Ganze als "psychisch" abgetan und ich begann, frei verkäufliche Schmerzmittel zu nehmen, da kein Orthopäde mir richtig helfen konnte. Nach Jahren meinte ein Orthopäde mal, meine Hüfte sei eine Steilhüfte, ohne mich jedoch darüber aufzuklären, dass meine Probleme daher kämen.

Verzweifelung:
Die Beschwerden waren recht diffus: Mal taten die Hüftgelenke weh, wenn ich lange gelaufen war und mal nicht, - mal hatte ich nach einem langen Tag im Büro starke Schmerzen im Kreuz und den Beinen und dann mal wieder nicht. Am schlimmsten ging es mir eigentlich immer, wenn ich viel sitzen musste und der Ausgleichssport zu kurz kam. Ich war immer sehr sportlich, das hat wahrscheinlich dazu geführt, dass es so lange gut ging (Die Muskulatur hat wie eine Art Stützkorsett gewirkt). Mit 35 Jahren hatten die Schmerzen so zugenommen, dass ich in der Küche nur noch sitzend mit einem Bürostuhl meine Arbeiten ausführen konnte. Der xte Orthopäde, den ich jetzt aufsuchte, erkannte sofort, dass ich unter Hüftdysplasie litt und die Hüften beidseits operiert werden mussten. Er hat mir zur 3-fach Beckenosteotomie nach Tönnis geraten und gemeint, dass ich dann nach 3 Jahren mit allem durch bin und wieder fast beschwerdefrei leben kann. Hierzu habe ich mich auch noch mal von einem zweiten Arzt beraten lassen, der dies im Grunde bestätigte. Mir wurde zur Hessing-Klinik in Augsburg geraten. Ich habe dann Erkundigungen eingezogen über die Qualifikation der Operateure (eine Freundin von mir war Anästhesistin in Dortmund - sie meinte, der zuständige Arzt in der Hessing-Klinik hätte in Dortmund gearbeitet und würde sich mit dieser Art OP gut auskennen). Also habe ich mich für diese Klinik entschieden. Es verging allerdings ein weiteres halbes Jahr bis ich diese Diagnose akzeptiert hatte. Als von Lebensqualität schon nicht mehr die Rede war, gab ich meine Einwilligung zur Operation.

3fach Beckenosteotomie nach Tönnis:
Ich wurde im Juni 2000 (rechts) und im Feb. 2001 (links) operiert. Auf den OP-Termin habe ich 4 Wochen gewartet. In dieser Zeit spendete ich 3 Mal jeweils 500 ml Eigenblut. Ich war jeweils 3 Wochen im Krankenhaus und durfte nach 5 Tagen das erste Mal aufstehen - erst Gehgestell, dann Krücken! Bis zur Entlassung am 21. Tag daheim war entweder Liegen, Stehen oder Gehen an Krücken angesagt (kein Sitzen!)

Zuhause hatte ich kein Krankenbett, sondern ein normales Bett. Wir hatten Backsteine unter die Füsse gelegt, damit ich nicht so tief runter musste. Mein Mann hatte das Bett ins Wohnzimmer gestellt - mit Blick auf Garten und Fernseher!! - und über das Kopfteil einen Haken eingeschraubt. Daran hatten wir den Griff zum Hochziehen befestigt. Ohne den geht am Anfang gar nichts. Eine Toilettenerhöhung wurde vom Krankenhaus verschrieben und vom Sanitätshaus nach Hause geliefert. (Sollte schon vorhanden sein, wenn man daheim ankommt!)

Nach 5 Wochen (etwa für 2 Wochen) durfte ich mit dem Arthrodese Kissen sitzen (das ist ein Kissen, bei dem an der Seite des operierten Beins die Sitzebene nicht waagerecht sondern schräg nach unten verläuft). Ab der 7. Woche durfte ich normal Sitzen.

9 Wochen nach der OP habe ich das Gehen mit den Krücken auf "4-Punkt Gang" umgestellt, dabei werden die Hüftgelenke dann etwas mehr belastet als beim normalen Krückengehen. Ich hatte allerdings immer noch Schmerzen, wenn ich häufiger gegangen bin. In der Röntgenkontrolle war jetzt das Schambein und das Sitzbein völlig zusammengeheilt, die durchtrennte Beckenschaufel jedoch erst zur Hälfte. Daher auch die Schmerzen nach Belastung.

In der 10. Woche habe ich dann ab und zu mal nur mit einer Krücke probiert zu gehen, ging ganz gut. Das durch den Muskelabbau im Gesäss verursachte Hinken, mit dem sich alle Operierten nach dieser OP herumschlagen, hat mich besonders genervt. Ich habe dann mit Tera-Bändern jeden Tag den Gesässmuskel gekräftigt. Irgendwann nach 11 Wochen war das dann auch weg.

Eine Rehamassnahme habe ich nicht bekommen, da ich privat versichert bin und man mir bei Vertragsabschluss nicht gesagt hatte, dass ich dies extra zahlen müsste. Tja, wer kommt auch schon auf so was. Ich wäre wahrscheinlich sowieso nicht gefahren, weil meine Kinder noch so klein waren und ich nicht schon wieder für Wochen verschwinden wollte. Daher habe ich einen Grossteil Reha mit dem Fahrrad betrieben: Krücken bis zur Garage, rauf aufs Rad, erst einmal ums Dorf, dann zweimal ums Dorf und dann immer weiter, bis ich zum Schluss ca. 2 Stunden am Tag unterwegs war. Meine Krankengymnastin kam allerdings für mehrere Wochen jeden Tag zu mir nach Hause und hat ca. 20 Minuten mit mir Bewegungsübungen gemacht (Isometrische Übungen...)

Ich habe ziemlich lange gebraucht, um wieder total fit zu werden. Etwa ein Jahr habe ich ständig Krankengymnastik und Sport gemacht und hatte noch lange nach der OP Probleme mit Schmerzen. Im Rückblick kann ich sagen, dass mich Schmerzmittel, wie Metamizol-Tropfen nach jeder OP noch bestimmt 1 ½ Jahre begleitet hat.

Wie geht es mir heute?
Heute geht es mir super, schon lange keine Schmerzmittel mehr. Klar, verglichen mit jemand, der keinen Hüftschaden hat, ist das Wort super natürlich relativ. Aber ich kann heute mal eine bis zwei Stunden stehen (früher habe ich dann immer sofort nach einer Sitzgelegenheit Ausschau gehalten). Ich kann - je nach Wetterlage - auch wieder Spaziergänge machen, wenn es nicht mehrere Stunden dauert und, was besonders wichtig ist, da ich Übersetzerin bin und viel sitzen muss - das Sitzen macht gar keine Probleme mehr.

An meinen Gangbild sieht keiner mehr etwas, kein Hinken oder so, auch das zu kurze linke Bein (ca. 1 cm kürzer) scheint von der Muskulatur so kompensiert zu werden, dass es weder Beschwerden noch Gangbildprobleme gibt.

Jedoch laufen (joggen) kann ich nicht mehr, die Erschütterungen, die das Laufen in den Hüftgelenken verursacht, ist einfach zu viel für meine Hüftgelenke und ich muss das dann meist 2 Tage mit Schmerzen büssen, wenn ich es doch mal tue.

Die Metallentfernung war im Feb. 2002, ich sollte auch wieder 2 Wochen einchecken. Da ich mich nach der OP super fühlte und meine Bettnachbarin eine ziemliche Schnarcherin war, packte ich meine Koffer schon nach der ersten Nacht und flüchtete nach Hause. Ach, war das schön. Natürlich habe ich mich dann auch noch 2 Wochen geschont - im Krankenhaus hätte ich mich wahrscheinlich nicht so schnell erholt. Ausserdem findet sich immer jemand, der die Fäden zieht und ab und zu mal die medizinische Seite prüft.

Fazit
Auf jeden Fall hat sich für mich die OP gelohnt! Ich denke heute nur noch selten: Das kann ich nicht! Das darf ich nicht. Ich kann meinen Alltag wieder ganz unbeschwert geniessen und selbst meine geliebte Gartenarbeit ist wieder möglich.



01.11.04, Ulrike







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