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Wer keine Zeit für seine Gesundheit aufwendet,
wird eines Tages viel Zeit für seine Krankheiten aufwenden müssen

 
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Hallo, ich heisse Claudia, bin 33 Jahre alt und Ergotherapeutin. Ich liebe die Natur und treibe gern Sport. Am liebsten radle ich im schönen Allgäu und gehe Inlinen.

Meine Vorgeschichte:
Meine Hüftdysplasie wurde zum ersten mal mit 12 Jahren erkannt. Damals habe ich Leistungsport betrieben und hatte auf einmal sehr starke Schmerzen an der Hüfte. Da die Probleme immer schlimmer wurden, sind meine Eltern mit mir nach Augsburg in die Hessing Klinik gefahren. Schon dort haben sie zu einer Operation geraten, doch meine Eltern entschieden sich dagegen. Somit musste ich den Leistungssport an den Nagel hängen.

Verzweifelung:
Ganz auf den Sport wollte ich aber nicht verzichten und bin weiterhin gejoggt. Was meiner Hüfte natürlich nicht gerade gut getan hat. Mitte Zwanzig ging es dann überhaupt nicht mehr und ich bin zu sämtlichen Ärzten und Orthopäden gerannt. Keiner konnte mir aber weiterhelfen, die Problematik war klar aber eine Lösung hatten sie nicht. Da ich dann Nachts vor lauter Schmerzen nicht mehr schlafen konnte, habe ich angefangen Schmerztabletten zu schlucken. Dauernd dieses Ziehen von der Hüfte bis zum Fuss und zudem ein stechender Schmerz an der Hüfte. Das ging ganz schön an die Substanz!
Mit 30 Jahren bin ich dann auf Raten meiner Eltern noch mal nach Augsburg in die Hessing Klinik gefahren. Dort haben sie mir dann zu einer 3fachen Beckenosteotomie geraten. Da ich zu diesem Zeitpunkt erst eine Umschulung gemacht habe, wollte ich diese Operation auf keinen Fall durchführen und habe weiterhin Schmerztabletten genommen. Im Dezember 2003 ging es dann gar nicht mehr und ich habe mich zu der Operation entschlossen. Die Aufklärung in der Hessing-Klinik war sehr gut, die Ärzte haben sich sehr lange Zeit genommen und mir auch jede noch so kleine Frage beantwortet.

Hessing Klinik in Augsburg:
Auf den OP-Termin musste ich überhaupt nicht lange warten, wenn ich gewollt hätte dann wäre ich 4 Wochen später schon auf dem OP-Tisch gewesen. Ich entschloss mich dann aber die erste OP (Varisierung) am 07. März und die 3fach Beckenosteotomie am 23. März 2005 zu machen. Da mein Becken und meine Hüfte sehr unvorteilhaft stehen, hätte eine Beckenosteotomie alleine nicht gereicht. Somit wurde mir empfohlen vorher eine Varisierung zu machen.

Varisierung:
Die Varisierung war eigentlich gar kein Problem. Bei dieser Operation wurde der Oberschenkelhals durchtrennt und in einem anderen Winkel wieder zusammen gesetzt. Um einen besseren Halt zu bekommen wurde aussen eine Platte angebracht und das ganze dann verschraubt. Schon am zweiten Tag durfte ich aufstehen, nur leider hat der Kreislauf nicht mitgemacht! Am dritten Tag nach der OP haben wir es dann noch mal versucht und mit dem Gehwagen ging es dann ganz gut! Gleich am nächsten Tag hab ich es dann mit den Krücken versucht auch das bereitete mir keine Schwierigkeiten. Nach einer Woche war ich dann schon so fit, dass ich eigentlich heim gehen könnte. Doch da die zweite OP noch bevorstand, durfte ich nur einen Tag nach Hause.

3fach Beckenosteotomie:
Für die Beckenosteotomie musste ich im Februar zweimal zur Eigenblutspende! Vor der OP selbst hatte ich wahnsinnige Angst, ich konnte mir den Eingriff irgendwie nicht vorstellen und auch vor dem langen Liegen hatte ich wahnsinnigen Horror. Die OP hat dann 4 Stunden gedauert, es wurde das Sitzbein, das Schambein und der Beckenkamm durchtrennt. Halten soll das ganze mit drei Schrauben am Beckenkamm die mit einem Gewinde am Schambein und Drähten verbunden sind. Ich war danach 1 Tag auf Intensiv, dort haben sie sich wirklich super um mich gekümmert, Einzelzimmer, 2 Schwestern für mich und der Narkosearzt, der jede Stunde nach mir geschaut hat.
Am 2. Tag bin ich dann wieder auf die Station gekommen, was sehr unangenehm war, da es mir sehr schlecht ging. Von der Narkose und den Medikamenten war mein Gesicht und meine Hände angeschwollen, auch die Schmerzen waren nicht zu verachten. Aber dafür hatte ich dann meinen Schmerzkatheter, der mich jedes Mal ins "Jenseits" befördert hat. Für die Schwellung bekam ich einen kleinen Gummiball, den ich immer drücken sollte damit die Flüssigkeit abfliessen kann. Um gleich meine Lungen zu trainieren, bekam ich ein Atemgerät!
Am 5. Tag durfte ich dann endlich aufstehen. Meine Physiotherapeutin hat mich dafür super vorbereitet, eine Stunde davor das Bett schräg gestellt und Cola trinken. Es hat geholfen, ich kam mit dem Gehwagen einmal ums Bett und am Nachmittag sogar bis auf den Gang. So ging es dann jeden Tag ein Stückchen weiter und am 8. Tag durfte ich dann mit den Krücken laufen. Der Arzt hat es so beschrieben das ich mir beim Laufen am operierten Bein vorstellen sollte, ein Kecks liege am Boden, den ich nicht zerdrücken solle.

Wieder Zuhause:
Zweieinhalb Wochen später hat mich mein Freund dann mit einem Van liegend nach Hause gefahren. Daheim war dann schon alles vorbereitet, eine Toilettensitzerhöhung, das Sofa mit Ziegelsteinen hochgestellt und das Bett mit einer Holzkonstruktion (mein Vater hat sich da echt verkünstelt) erhöht. Auch Bügelhilfen hatte mein Freund besorgt, da ich nur 60 Grad sitzen durfte und ich nicht im Bett essen und trinken wollte.
Narben habe ich von der Varisierung am Oberschenkelhals und von der Beckenosteotomie über die gesamte rechte Pobacke und am Becken. Zuhause bin ich ziemlich viel mit den Krücken gelaufen, ich steckte mir jeden Tag ein neues Ziel. Auch hatte ich einen Liegerolli für 4 Wochen von der Krankenkasse bekommen. Der hat mir geholfen auch mal weitere Strecken zurück zu legen. Zum Beispiel waren wir mal Eisessen oder auf einem Fest und auch beim Einkaufen. Somit kam etwas Abwechslung in den tristen Alltag!
Nach 6 Wochen durfte ich dann mit einem Athrodesekissen, dass ich schon vom Krankenhaus bekommen hatte, sitzen. Dies wurde mir bei der Nachuntersuchung zugesichert, bei der übrigens alles bestens war. Dr. Dümmler ist völlig begeistert von seiner Arbeit und laut Röntgenbild hat er alles wirklich super hinbekkommen. Drei Wochen später (9 Wochen post OP) bin ich dann schon das erste Mal Auto gefahren, da man mir im Krankenhaus Teilbelastung zugesagt hat und ich jetzt auch normal sitzen durfte. Ich muss sagen das war überhaupt kein Problem. Auch habe ich angefangen mit einem Trimmrad zu fahren. Jeden Tag mindestens eine halbe Stunde.
Seitder 11. Woche post OP fahre ich jetzt auch im Freien Fahrrad, denn mittlerweile habe ich nur noch eine Krücke. Zuhause darf ich jetzt ohne Krücke laufen und bei längeren Strecken brauche ich noch eine, da mein Gangbild noch nicht rund ist. Wie lange es noch dauert bis ich arbeiten werde, kann mir leider keiner genau sagen. Man geht von einem halben Jahr aus. Da ich in meinem Job auch schwer heben muss, wird das auf jedenfall solange dauern.

Wie geht es mir heute?
Mein Muskelaufbau ist sehr gut und mein Physiotherapeut ist sehr zufrieden mit mir. Er gibt mir gute Tipps und hilft mir so schnell wie möglich fit zu werden. Eine Reha wird gerade beantragt und ich denke die wird mir gut tun endgültig fit zu sein.
Die Metallentfernung wird wahrscheinlich schon früher als geplant erfolgen, da meine Schrauben am Becken sehr weit raus stehen und wohl die Gefahr besteht das dort die Haut aufplatzt. Dies kommt anscheinend daher, dass ich sehr dünn bin. Wobei ich ehrlich gesagt sagen muss, wenn die Schrauben und dann hoffentlich auch die Platte früher raus kommen, ist mir das mehr als Recht. Dann kann das Leben wieder normal weitergehen und ich bin mit allem fertig. Im Moment habe ich noch Schmerzen am Oberschenkel und an der Leiste. Die Schmerzen am Oberschenkel kommen laut Arzt von der Platte und auch seien Schmerzen nach dieser Zeit noch normal. Was ich sehr gut finde, ist dass ich den Arzt jederzeit anrufen kann, wenn ich denke, dass was nicht in Ordnung ist.

Fazit
Ein Fazit kann ich im Moment noch nicht schreiben, da die Zeit einfach noch zu kurz ist. Es war keine schöne Zeit bis jetzt, aber das dann alles doch so schnell geht z.B. Auto fahren und Rad fahren dafür bin ich wirklich dankbar. Ich hoffe, dass ich mit diesem Erfahrungsbeicht, denjenigen, denen diese OP bevorsteht, Mut machen kann. Es ist zu schaffen und oft geht mehr als man denkt.

12.07.05, Claudia Heinle
E-Mail:cheinle@gmx.de







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