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Erfahrungen
Hallo, ich heisse Stefanie, bin 30 Jahre alt und komme aus Reken (NRW)
Meine Vorgeschichte:
Ich wurde 1975 geboren und direkt nach der Geburt stellten die Ärzte im Krankenhaus eine
beidseitige Hüftdysplasie mit rechtsseitiger Luxation fest. Mit einem halben Jahr wurde ich für ein paar
Monate auf ein "Brett" geschnallt, den sogenannten Hanausek-Apparat. Dadurch besserte sich die
Luxation, aber die Dysplasie änderte sich leider nicht wesentlich.
Probleme machte mir die Hüfte eigendlich erst ab 20. Einige Sportarten waren tabu, Urlaub
in den Bergen war nur noch bedingt möglich, das tanzen wurde auch immer schwieriger und 20
Einheiten Krankengymnastik im Jahr waren normal.
Verzweifelung:
Anfang 2004 ging es dann richtig los mit den Schmerzen. Teilweise Dauerschmerz, manchmal war
es wie als wenn man einen Stromschlag in die Hüfte bekommt, sogar im liegen schmerzte die
Hüfte. Es gab gute und schlechte Tage. An ganz schlechten Tagen kam ich nicht mal ohne
Schmerzen aus dem Bett. Ich war in ständiger Behandlung bei meinem Orthopäden und Krankengymnasten.
Zum ersten mal von der 3-fach-Beckenosteotomie hörte ich beim Orthopäden.
Nachdem die Schmerzen mittlerweile meinen Alltag eingrenzten, machte ich mich im Internet
schlau. Nichts, was mit Hüftdysplasie und der 3-fachen zu tun hatte, war vor mir sicher.
Viele Infos bekam ich auf der Homepage von Bettina. Nachdem ich mich ausgiebig mit dem Thema
beschäftigt hatte, bat ich meinen Orthopäden um eine Überweisung zu den Städtischen Kliniken
Dortmund. Eine zweite Meinung war mir wichtig. Im November 2004 stellte ich mich bei Prof.
Katthagen in Dortmund vor. Da ich sehr starke Schmerzen hatte, bekam ich einen OP-Termin für
den 22.02.2005. (Ein überraschend schneller Termin).
Nachdem der OP-Termin fest stand, kamen auch schnell die 3 Termine für die Eigenblutspende.
Die Eisentabletten vertrug ich überhaupt nicht, daher bekam ich 6 Infusionen mit
Eisenpräparaten. (Zur Eigenblutspende kann ich bei dieser OP nur raten).
3fach Beckenosteotomie nach Tönnis:
Am 21.02.05 ging es dann mit Angst im Gepäck nach Dortmund. Der erste Tag zog sich trotz
Aufnahme- und Aufklärungsgesprächen, Untersuchungen und Röntgen furchtbar in die Länge.
Am nächsten Morgen fuhr mich die Schwester runter, wo mich Dr. Kalchschmidt zur OP erwartete.
Ich hatte mich für eine Intubationsnarkose mit Rückenmarkskatheder entschieden. Der Anästhesist
war sehr bemüht, mir die, trotz "scheiss-egal-Tablette", restliche verbliebene Angst zu nehmen.
Die Operation verlief gut und lag mit 3 Stunden im Normalbereich. Im Aufwachraum kam ich wieder
zu mir, und bekam erst einmal eine Heizdecke unter die Bettdecke, da ich heftigen Schüttelfrost
hatte. Gegen 15.00 Uhr war ich dann wieder auf der Station O4. Mit Übelkeit hatte ich, Gott sei
Dank, keine Probleme. Den OP-Tag verschlief ich jedoch völlig. Durch den Rückenmarkskatheder
bekam ich alle 8 Stunden Schmerzmittel nachgespritzt (zusätzlich zu den Schmerztropfen). So
dass ich gegen die Schmerzen relativ gut an kam.
Schlimmer war für mich die Bettpfanne, nachdem
der Blasenkatheder weg war. Die Bewegungsunfähigkeit war unschön, aber meine Verdauung machte
mir fast mehr zu schaffen, als alles andere. Vestopfung wechselte sich nach Einläufen mit anschl
Durchfall ab. Krämpfe aufrgrund heftiger Blähungen kamen auch noch dazu.
4 Tage nach der OP bekam ich dann 2 meiner Blutkonserven zurück, da mein Hb-Wert viel zu
niedrig war.
Am 6.Tag dufte ich dann zum ersten mal im Beisein der Krankengymnastin "aufstehen". Bzw.
ich stand ca. 5 sek. vor dem Bett, da mein Kreislauf mich wieder in die waagerechte zwang.
Schrittchen für Schrittchen wurde dies täglich besser. 2 x täglich kam die Krankengymnastin
zum üben (aus dem Bett raus und wieder rein kommen, mit Gehwagen bzw. dann mit Stützen laufen,
Schuhe anziehen ohne zu sitzen, welche Übungen zum Muskelaufbau und zur Thrombosevorbeugung
nötig sind). Thrombosestrümpfe bekommt man in Dortmund nicht mehr. Allerdings waren 1000 x
täglich Füsse-wackeln Pflicht. Nach zwei Wochen bekam ich endlich das ok. für die Entlassung.
Zu Hause:
Mit dem Liegend-Transport-Krankenwagen ging es dann nach Hause. (Schmerzmittel nehmen nicht
vergessen). Zuhause warteten mein Mann und meine Eltern auf mich, die unser Wohnzimmer in ein
gemütliches Krankenzimmer verwandelt hatten. Vieles musste sich erst einmal finden. Wo steht was
am günstigsten, wie macht man was am besten. Mein Handy hatte ich die ersten Wochen immer in der
Tasche, um im Notfall Hilfe rufen zu können. Da mein Mann arbeiten musste, wurde meine Mutter
zur Oberschwester erkoren, die ständig für mich erreichbar und da war. (An dieser Stelle
nochmals "Danke" an meinen Mann und meine Familie, ganz besonders an Mama!)
Alle versuchten mir die Zeit zu vertreiben. Ich bekam viel Besuch und hielt mich ansonsten mit
lesen, fernsehen und meinem Laptop aufrecht. Trotz allem waren die ersten Wochen verdammt hart
und die Tatsache, nichts alleine zu können und immer auf Hilfe angewiesen zu sein (nicht mal
eine Tasse Tee bekam ich selber ans Bett), zerrte gewaltig an meinen Nerven.
Meine Medikamentengabe in der Zeit gestaltete sich so: Täglich brav Kräuterblut gegen den
niedrigen Hb-Wert (ca. dreiviertel Jahr), 2 x täglich Paracetamol gegen die Schmerzen und abends
Thrombosespritzen. (Heparin spritze ich bis zur Vollbelastung).
6-Wochen-Kontrolle beim Heimorthopäden:
Mit zurückgestellter Lehne und Sitz so weit es ging nach hinten fuhr mich meine Schwester
mit dem Auto dort hin. Das war zwar sehr anstrengend, aber ich war froh, mal raus zu kommen.
1 Woche später bekam ich das ok. von Dr. Kalchschmidt zum sitzen. Die Erfahrung "sitzen dürfen
heisst nicht sitzen können" musste ich leider auch machen. Aber mit viel üben klappte auch das
immer besser.
12-Wochen-Kontrolle in Dortmund:
Alles ok.! Die Knochen waren gut zusammen gewachsen, Die Schrauben sassen wo sie hin sollten.
Ich durfte mit Belastung anfangen.
Ab dem Zeitpunkt ging es 2 x wöchentlich zur Krankengymnastik und 1 x die Woche zur
Lymphdrainage. Ich hatte leider durch die fehlende Belastung sehr viel Wasser im operierten
Bein. Die Lymphdrainage half jedoch gut. Bei der Krankengymnastik fing ich mit 10 kg Belastung
an und steigerte jede Woche um 10 kg bis zur Vollbelastung.
6 Wochen später ging es dann zur stationären Reha. Endlich wieder Sport!Der Muskelaufbau geht
natürlich schneller voran, wenn man täglich daran arbeitet. Allerdings rate ich
allen, auf die Ärzte zu hören und nicht zu viel zu machen. Das habe ich leider gemacht und
musste in der 2. Reha-Woche mein Tempo wieder zurückschrauben aufgrund heftiger Knieschmerzen.
Im grossen und ganzen war die stationäre Reha aber eine gute Sache. Die Stützen bzw. 1 Stütze
habe ich zur Sicherheit noch ca. 3 Wochen nach der Reha benutzt. Dann ging es ohne. Ein tolles
Gefühl!
Wie geht es mir heute?
Die OP ist jetzt 8 Monate her, die Knieschmerzen sind leider immer noch in abgeschwächter Form
da (hauptsächlich beim Treppensteigen) und mein Steissbein macht beim längeren sitzen Mucken.
Aber die Schmerzen in der Hüfte sind weg. Etwas eingeschränkt bin ich noch bei bestimmten
Bewegungen (z.B. Beim Socken anziehen, in die Hocke gehen). Aber aus jetziger Sicht hat sich die
OP gelohnt. Ich kann z.B. wieder Spaziergänge machen, shoppen gehen und die Treppe runterhüpfen.
Wichtig ist es, den Muskelaufbau mit gezieltem Training (nach wie vor 2 x wöchentlich
Krankengymnastik/Gerätetraining) weiter voranzutreiben und im Training zu bleiben. Und ich hoffe, wenn die Schrauben nächstes Jahr raus kommen, geht alles noch ein bischen besser.
Steffi, 20.10.2005
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