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Wer keine Zeit für seine Gesundheit aufwendet,
wird eines Tages viel Zeit für seine Krankheiten aufwenden müssen

 
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Hallo, ich heisse Janine, bin 20 Jahre alt und komme aus dem schnuckeligen Gütersloh aus Ostwestfalen!

Meine Vorgeschichte
Ich wurde 1983 geboren und obwohl damals meine Hüfte mit Ultraschall untersucht wurde, konnte man zu diesem Zeitpunkt keine Auffälligkeiten erkennen und somit wurde die Hüftdysplasie erst später erkannt.

In meiner Kindheit und Jugend hatte ich nie irgendwelche Probleme mit meiner Hüfte gehabt. Ich war schon immer ein quirliges Kind gewesen, dass viel Sport betrieben hat. Ich war im Tennisverein angemeldet, in dem ich oft 3-4 mal die Woche gespielt habe. Bis zu meinem 17. Lebensjahr schien also alles bei mir normal zu sein. Ich hatte zwar auch schon früher mit einer Skoliose zu kämpfen (schiefe Wirbelsäule), aber das hatte ich durch spezielle Krankengymnastik auch im Griff und fühlte mich also gesund und munter.

Verzweiflung
Doch dann im Frühjahr 2001 im Tennistrainingslager in Kroatien fingen ganz leicht Schmerzen in meiner linken Hüfte an. Es war ein leichtes Ziehen und ein Druckschmerz, so dass ich einige Trainingseinheiten aussetzen musste. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich die Schmerzen noch nicht wirklich ernst. Ich dachte zunächst ich hätte mir irgendetwas gezerrt, was schnell passiert, wenn man den ganzen Tag auf dem Tennisplatz ist. Doch auch nach dem Trainingslager wurde es nicht besser, so dass ich mich entschloss zu einem fachkundigen Orthopäden zu gehen. Leider war zu diesem Zeitpunkt mein Orthopäde, der mich schon als Säugling kannte, im Urlaub, so dass ich zu seiner Vertretung ging. Nachdem ich geröntgt wurde, meinte er zu glauben, dass meine Schmerzen durch Kalkablagerungen an der Hüfte erklärbar seien. So recht konnte ich das nicht glauben, aber nun gut, ich sollte Geduld haben und für 1-2 Wochen mit dem Tennis spielen aufhören.

Aber auch nach 2 Wochen waren die Schmerzen nicht verschwunden, so dass ich dann meinen richtigen Orthopäden aufgesucht habe. Der hat sofort auf dem Röntgenbild gesehen, dass mein linker Hüftknochen nicht richtig überdacht war, die typische Hüftdysplasie. Die Diagnose wurde glaube ich im Mai 2001 gestellt. Direkt überwies mich mein Arzt zu den Städtischen Kliniken nach Dortmund, da er selber schon sehr gute Erfahrungen mit dieser Klinik und Herrn Kalchschmidt gemacht hatte. Er sagte mir gleich, dass ich um eine Operation nicht drum herum kommen würde. Nun musste ich warten. Ich hatte einen Termin im Herbst 2001.

Städtische Kliniken Dortmund
Der Termin rückte immer näher und mir wurde immer mulmiger. Dann war es soweit und er war ziemlich ernüchternd. Ich wurde geröntgt und gleich sahen die Ärzte, das gleiche, was schon mein Orthopäde diagnostiziert hatte. Gleich erteilten sie mir Sportverbot. Das hiess für mich: Kein TENNIS!!! Das war ein ziemlicher Schlag für mich, aber im nachhinein war es die richtige Konsequenz. Durch zu hohe Belastung der Hüfte durch ruckartige Bewegungen hätte sich der Hüftknochen durch die Fehlstellung zu schnell falsch abgenutzt.

Da ich damals noch zur Schule ging und ich erst einmal mein Abitur machen wollte, bevor ich so etwas in Angriff nehmen wollte, lies ich mir einen Termin im August 2003 geben und diese Zeit musste nun überbrückt werden...

Die Zeit bis zur Operation
Meine Freizeitgestaltung krempelte sich nun schon sehr um. Kein Tennis spielen mehr, Schulsport nur noch bedingt. Aber ich merkte selber, dass dies gar nicht mehr ging. Ich ging zwar immer noch einmal die Woche Schwimmen, fuhr Fahrrad und schaffte es auch ab und zu Inliner zu skaten, aber bei zu hoher Belastung kamen die Konsequenzen. Die Schmerzen waren immer ganz unterschiedlich. Entweder hatte ich ein Druckschmerz, jedoch fieser war das Ziehen, das von meiner Hüfte bis durchs ganze Bein ging. Öfter war ich verzweifelt, da ich bis zu diesem Zeitpunkt noch kein wirkliches Mittel gegen die Schmerzen bekommen hatte. Mein Arzt versuchte es mit Cortisonspritzen, mit Rheumatabletten und einen Magnetfeltherapie. Na ja, dies half nicht wirklich und die Schmerzen traten nach kurzer Zeit wieder auf. Doch dann gab mir mein Orthopäde den Tipp es mal mit ganz normalen Paracetamoltabletten zu versuchen. Gesagt getan und sie halfen schnell und wirkungsvoll. Von da an waren wie andere ihr Handy meine Tabletten mein ständiger Begleiter. In sämtlichen Taschen hatte ich immer ein paar Stück. Oftmals brauchte ich sie wochenlang nicht, dann kam wieder eine Phase in der sie öfters brauchte. Die Schmerzen traten bei mir eigentlich oft nur auf, wenn ich mich sportlich zu überanstrengte. Mal konnte ich aber kilometerweit mit dem Fahrrad fahren ohne Schmerzen, ein anderes Mal merkte ich schon nach einem Kilometer das meine Hüfte heute wieder einen schlechten Tag hat. Doch auch schon Wetterschwankungen oder Stress waren die Ursache dafür.

3fach Beckenosteotomie nach Tönnis
Mein Abitur war überstanden, so dass die nächste Hürde im August 2003 mir bevor stand. Vier Wochen vorher begann die Eigenblutspende und die ersten Eisentabletten musste ich von da an auch immer regelmässig einnehmen.

Am 6. August war es dann soweit. Nach dem ich am Vortag ausreichend geröntgt, untersucht und aufgeklärt wurde, war ich gleich die erste am Morgen (7.00 Uhr), die von Herrn Kalchschmidt operiert wurde. Sie legten mir zunächst einen Katheter am Rückenmark bevor die Narkose kam. Vor dem Rückenmarkskatheter hatte ich am meisten Angst, aber der Narkosearzt war so vorsichtig, dass ich davon kaum etwas mitbekam. Die Operation dauerte 3 Stunden und die ersten Erinnerungen habe ich wieder ab Mittags im Aufwachraum. Da ich Blut verloren hatte während der Operation baumelte über mir eine Blutkonserve und eine Kochsalzlösung. Schmerzen hatte ich kaum und irgendwann wollte ich nur noch nach oben auf die Station. Ich glaube das war so gegen spätnachmittag.

Die ersten 4/5 Tage ging es mir den Umständen entsprechend gut. Ich hatte den schlimmsten Sommer erwischt, in dem es konstant 35 Grad tagsüber war, so dass ich immer klitschnass in meinem Bett lag. Aufstehen durfte ich ja noch nicht, so dass Besuch immer sehr abwechslungsreich war. Einen Blasenkatheter hatte ich auch, der wirklich hilfreich war, regelmässig spritzte der Narkosearzt Schmerzmittel in den Rückenmarkskatheter. Das einzige womit ich zu kämpfen hatte, war die Übelkeit, so dass ich die ersten Tage auch kaum Appetit hatte. Die Ärzte meinten, dass dies von den Schmerzmitteln kommen würde. Viel habe ich von den ersten Tagen nicht mitbekommen, da ich oft immer wieder eingeschlafen bin und viel zu matt war um mich zu beschäftigen.

Am 5. Tag durfte ich dann endlich aufstehen. Dafür wurde der Blasenkatheter, der Rückenmarkskatheter und die Wundschläuche entfernt. Mein Krankengymnast zeigte mir, wie ich ohne in die 90 Grad Hüftbeuge zu geraten trotzdem aufstehen konnte. Einfach war das nicht, da ich das Gefühl hatte, dass 20 kg auf meiner Hüfte liegen würden. Nach ca. 10 Minuten lehnte ich endlich glücklich aber ziemlich geschafft an meinem Bett. Zwei Schritte schaffte ich dann noch auf einem Bein humpelnd mit einem Gehwägelchen, aber dann war ich froh, als ich wieder liegen konnte. Zu sehr spielte der Kreislauf durch das lange Liegen verrückt. Mit jedem Tag schaffte ich ein paar Schritte mehr. Irgendwann wurde dann das Gehwägelchen durch die Krücken ausgetauscht und ich lernte dazu noch Treppen laufen. Jeden Tag kam 2mal pro Tag der Krankengymnast und zeigte mir wie ich die Muskulatur des operierten Beins durch gezielte Übungen erhalten konnte und half mir bei alltäglichen Fragen (Wie ziehe ich einen Schuh an, wie kann ich duschen.....???). Insgesamt war ich 14 Tage im Krankenhaus. Ich fühlte mich fit und bereit für die Hürden des Alltages.

Endlich Zuhause
Mit einem Liegendtransporter bin ich nach Hause gefahren worden. Dort hatten meine Eltern schon alles für meine Ankunft vorbereitet. Das Krankenbett stand im Wohnzimmer, die Toilettenerhöhung war aufgebaut und eine provisorische Dusche war im Keller für mich aufgestellt. Tja die ersten Wochen 6 Wochen lag ich viel in meinem Krankenhausbett oder bin mit oft durch die Gegend mit meinen Krücken gehumpelt! Die Zeit war schon ziemlich lang, aber ich habe versucht mich mit Lesen und Besuch abzulenken. Empfehlenswert ist es wirklich, dass mein Krankenhausbett im Wohnzimmer stand, so dass man immer am Geschehen beteiligt war und nicht in seinem Zimmer versauert. Die ganze Zeit über nahm ich noch Eisentabletten und spritzte mir jeden Abend die Thrombosespritzen. Wenn man einmal den Kniff raus hatte, war das nur halb so schlimm! Den ganzen Tag trug ich noch Kompressionsstrümpfe, um eine Thrombose vorzubeugen. Schmerztabletten brauchte ich eigentlich keine mehr. In der Zeit war ich schon sehr auf meine Familie angewiesen, da das Duschen und Anziehen alleine nicht möglich war. Auch Essen zubereiten war schwierig und Essen konnte ich nur in meinem Bett halb liegend.

Alles lief problemlos bis in der 5. Woche plötzlich Schmerzen in meiner Hüfte auftraten. Ich konnte mir dies kaum erklären, da ich bislang auf keine Schmerztabletten mehr angewiesen war. Eine Woche hielten die Schmerzen an und waren dann wieder verschwunden. Die nächste Röntgenkontrolle, die über richtiges Sitzen entscheiden sollte, folgte dann in der 6. Woche. Mit wieder einem Liegendtransporter wurde ich zum Röntgen gefahren. Endlich sah man mal etwas anderes. Bis jetzt war mein Bewegungsumfeld ja sehr eingeschränkt, da ich ja nicht mit dem Auto mitfahren konnte. Leider sah man auf dem Röntgenbild eine erschreckende Neuigkeit. Insgesamt hatten sie bei der Operation 4 Schrauben verwendet. 3 Schrauben mit 10 cm Länge die an der Hüftpfanne waren und eine kleinere Schraube die am Schambein fixiert war. Auf dem Röntgenbild konnte man erkennen, das die kleinere Schraube am Schambein durchgebrochen war. Jetzt konnte ich mir auch die Schmerzen in der 5. Woche erklären. Banges Warten kennzeichneten nun die nächsten Tage. Die Röntgenbilder wurden nach Dortmund geschickt und wir warteten jetzt jeden Tag auf die Rückmeldung der Ärzte. Als Laie konnte man schlecht sagen, ob dies eine erneute Operation bedeutete, so dass diese Ungewissheit unerträglich war. Doch dann endlich die erlösende Nachricht kam in der 7. Woche. Als unbedenklich galt die gebrochene Schraube, da dies nur eine kleine Schraube war und die drei grösseren Schrauben die Hüfpfanne immer noch gut fixierten. Nun endlich durfte ich Aufatmen und langsam mit dem Sitzen beginnen. Noch sehr ungewohnt wurde es von Tag zu Tag immer besser und endlich konnte ich mit dem anderen am Tisch sitzen und mit ihnen Essen.

Die nächsten 5 Wochen vergingen dann auch relativ schnell, zwar immer mal wieder mit Hoch und Tiefs, aber endlich war es dann Ende Oktober soweit. Nach 12 Wochen, die nach der Operation vergangen waren, stellten wir uns wieder in Dortmund vor und bekamen endlich die erlösende Nachricht. Das Röntgenergebnis zeigte ein gutes Ergebnis, so dass ich wieder mit dem Belasten des Beins beginnen durfte. Am Anfang waren es 20kg, die ich jede Woche um 10kg steigern sollte. In einer Reha war ich zwar nicht, aber 2 mal pro Woche bei einer Krankengymnastin, die mit mir den Muskelaufbau trainierte. Zu Hause trainierte ich immer weiter, so dass ich innerhalb von 4 Wochen ohne Krücken gehen konnte. Dieses schnelle Ergebnis war auch darauf zurück zu führen, dass mich eine Freundin mit zum Schwimmen nahm. Auch der Hometrainer zu Hause hatte einen entscheidenden Anteil daran, das ich so schnell wieder auf die Beine kam. Ihr könnt sehen, dass man selber einiges erreichen kann, um voran zukommen.

Wie geht es mir heute?
Ich würde meine Situation mit 2+ bewerten. Momentan habe ich keinerlei Beschwerden mehr. Vor 6 Wochen wurden die Schrauben entfernt. Die gebrochene Schraube haben sie nicht raus genommen, da sie ansonsten meinen Knochen aufbohren hätten müssen und das wäre nicht ohne Risiken gewesen. Da ich die Schraube nicht merke und sie auch in meinem späteren Leben mich nicht einschränkt ( z.B. Beim Kinder kriegen), habe ich damit keinerlei Probleme. Die Ärzte haben mir wieder das Tennis spielen erlaubt, was ich zwar nur noch in Massen mache, aber das reicht mir schon. Ansonsten kann ich wieder Inliner skaten, Schwimmen und Fahrrad fahren. Meine Sportbegeisterung musste ich nicht aufgegeben. Das Einzigste, was mich noch etwas einschränkt ist, dass meine Hüfte das konstante Sitzen noch nicht so gut verträgt. Über längere Zeiten zum Beispiel bei langen Fahrten im Auto wird sie steif und es dauert eine Weile bis ich wieder normal gehen kann.

Fazit
Ich bin froh, dass mein Orthopäde mich gleich nach der Diagnose nach Dortmund überwies. Ich fühlte mich dort gut aufgehoben und auch das Personal hat alles dafür getan, das es einem gut geht. Man muss sich vor Augen führen, das dies keine einfache Zeit ist nach der Operation und man sehr viel Geduld mitbringen muss. Aber wenn dies hinter einem liegt, kann man sich auf eine bessere Zeit freuen und ohne Schmerzen seinen Alltag wieder gestalten. Ich drücke jedem die Daumen, der vor dieser Operation steht! Ich habe es nie bereut diesen Weg gegangen zu sein. Und wenn ich das geschafft habe, dann werdet Ihr das auch schaffen!

Janine, 28.09.04
janinekittel@yahoo.de




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