Zeit

Wer keine Zeit für seine Gesundheit aufwendet,
wird eines Tages viel Zeit für seine Krankheiten aufwenden müssen

 
Willkommen
Meine Hüfte
Zum Titel
Konrad
Fazit

Kontakt
Literatur
Gästebuch

Erfahrungen

Hallo, ich heisse Tania Wohnhaas, bin 35 Jahre alt und wohne im Grossraum Stuttgart. Ich habe ein Impingementsyndrom bds., links stärker als rechts.

Meine Vorgeschichte:
Meine HD wurde im Juni 2005, also kurz vor meinem 35.Geburtstag, erkannt. Wobei ich sagen muss, die Ärzte sind sich nicht ganz einig, ob es nun einer HD zuzuordnen ist oder nicht. Vermutlich hatte ich eine leichte Epiphysenablösung während der Wachstumsphase im Alter von 10-12 Jahren. Dadurch ist der Hüftkopf nach hinten abgerutscht. Die Antetorsion des Schenkelhalses ist dadurch zu gering, weswegen der Oberschenkelhals bei Beugung zu früh am vorderen Pfannenrand anschlägt. Gleichzeitig ist die Pfanne nach vorne zu stark überdacht und nach hinten etwas zu wenig.

Als Kind hatte ich keine Probleme, zumindest ist mir nichts bekannt. Erst in der Wachstumsphase im Alter von ca. 10-12 J. hatte ich Probleme mit den Füssen, bekam Einlagen etc. Meine Mutter erinnert sich, dass ich immer Schmerzen in den Füssen hatte. Es hiess ich hätte Wachstumsstörungen und ich war für mein Alter viel zu gross. Die Einlagen bekam ich für ungleiche Beinlängen und das war's.

Im Alter von siebzehn hatte ich schwere Knieprobleme links und beim Röntgen wurde eine Arthrose in der Kniescheibe festgestellt. Ich bekam immer wieder KG und Reizstrom, was mir aber nicht half. Irgendwann kamen Rückenschmerzen im unteren Lendenwirbelbereich dazu. An all das hatte ich mich aber irgendwie schon "gewöhnt". Keiner kam auf die Idee, dass es mit der Hüfte zu tun haben könnte.

Verzweifelung:
Im Alter von ca. 32 J. fing es langsam an. Ich hatte nach langen Spaziergängen immer wieder Schmerzen an der Aussenseite des Oberschenkels. Ich konnte nicht mal genau sagen wo es weh tat, es war ganz diffus, zog nach unten und war stechend, manchmal dumpf (?) Anfangs war es nur manchmal nach Belastung, dann nahm die Häufigkeit immer mehr zu, dann auch die Intensität. Das letzte Jahr vor OP haben die Schmerzen heftig und rasch zugenommen. Alltägliche Dinge wurden immer schwieriger, schmerzfreie Gehstrecke manchmal 5-10 min., dann auch wieder an guten Tagen 20 min. Trotz anraten der Ärzte tat mir Radfahren, Schwimmen, Gymnastik und KG gar nicht gut. Jegliche Bewegung, v.a. Beugen hat es verschlimmert. Sitzen wurde auch immer schlimmer, teilweise hatte ich auch nachts Schmerzen und konnte auf der Seite nicht mehr liegen. Die einzigste Sportart, die ich am längsten schmerzfrei ausüben konnte, war Sportklettern. Wandern war ich seit 2002 schon nicht mehr, Reiten habe ich aufgegeben und Kanu fahren war nur noch eine Qual durch das gebeugte Sitzen. Unseren letzten Urlaub im Herbst 05 mussten wir abbrechen, da ich praktisch nichts mehr machen konnte. Arbeiten gehen und unser kleiner Haushalt war mir schon zu viel. Ich bin CTA von Beruf und kann sogar noch recht gut abwechseln mit Sitzen und Stehen, aber meistens habe ich mich nur noch durch den Tag gequält.

Die Diagnose:
Ich war bei vielen Orthopäden und keiner war in der Lage eine Diagnose zu stellen. "Sie sind doch noch so jung, dass wird wieder besser..." Es war ja nicht mal klar, dass die Schmerzen von der Hüfte kommen. Erst nach mehrmaligem Wechsel stellte meine neue Orthopädin letztes Jahr eine Coxarthrose auf dem Boden einer epiphysären Dysplasie fest. Man muss dazu sagen, dass die Fehlstellung bei meinem Problem in einer normalen Beckenübersicht beim Röntgen nur für einen sehr erfahrenen Arzt zu sehen ist, da die seitliche Überdachung ja gut ist. Man muss die Röntgenaufnahme in der Rippstein- und Lauensteintechnik machen, dann wird das Problem deutlich sichtbar. (Bestimmung der Antetorsion der Schenkelhälse) Leider wird das beim Orthopäden nicht standardmässig gemacht. Von meiner Orthopädin liess ich mich in eine Orthopädischen Klinik vor Ort überweisen. Dort stellte der Oberarzt die Diagnose "Anterior Impingement" fest (was eben mit oben genannter Röntgenaufnahme gemacht wurde). Das bedeutet "vorderes Anschlagen", der Kontakt zwischen Pfanne und Schenkelhals tritt zu früh ein. Durch das ständige Aneinanderschlagen und Einquetschen lagert sich im Laufe der Zeit immer mehr Knochenmaterial an der Taille des Schenkelhalses an, bis diese praktisch nicht mehr vorhanden ist >>> sog. Femuroacetabuläres Impingement (FAI). Er wollte mich sofort operieren, aber als ich erfuhr, dass die OP dort nur acht mal im Jahr durchgeführt wird, habe ich nach anderen Kliniken gesucht.

Balgarist Zürich
Alle Spuren führten mich in die Schweiz, nach Zürich. Der dortige Professor hat diese Operation entwickelt und sehr oft durchgeführt. Auf eigene Kosten bin ich dort hingefahren, um mir den Rat DES Spezialisten auf diesem Gebiet einzuholen. Er bestätigte die Diagnose und riet mir zur OP. Er sagte mir aber auch, dass die rechte Seite ebenfalls nicht in Ordnung sei. Leider bezahlen die gesetzlichen Kassen solch eine OP in der Schweiz nicht und so ging meine Suche weiter. Irgendwann stiess ich per Internetrecherche auf Dortmund. Ich war mir aber nicht sicher, ob diese OP dort auch durchgeführt wird oder ausschliesslich die Triple. Ich rief an und erkundigte mich. Ja, sie führen die besagte OP durch, in Dortmund wird sie "OFFSET-KORREKTUR" genannt. Bisher kannte ich die OP-Methode unter dem Begriff "Hüftluxation nach Ganz". Prof. GANZ heisst übrigens der Spezialist in Zürich, bei dem ich war. Nach ihm ist auch eine erfolgreiche Beckenosteotomie benannt, die sogenannte periazetabuläre Beckenosteotomie (PAO) nach Ganz.

Städtische Kliniken Dortmund
Da ich bei meiner ambulanten Vorstellung von Dr. Kalchschmidt sofort begeistert war und er diese OP auch schon oft durchgeführt hat, traf ich die Entscheidung dann sofort. Auf einen OP-Termin habe ich ich ca. 4 Monate gewartet, da es zum Glück keine Dreifache war und die OP auf Grund des Arthroseschadens dringend gemacht werden sollte. Meine Offset-OP fand somit am 10.März 2006 statt.

Offset-OP:
Geplant war ursprünglich eine Offsetkorrektur mit einer Rotationsosteotomie des Schenkelhalses, um die Antetorsion auf ca. 15° einzustellen (laut 3D-CT wurde ca.1° bestimmt). Die Schenkelhalsdrehung wurde dann aber nicht gemacht, da man während der OP festgestellt hat, dass die Beweglichkeit durch die Offsetkorrektur sehr gut geworden war.

Ich habe eine Narbe an der Aussenseite des Oberschenkels, 26cm lang von Beginn der Pobacke abwärts. Die Wunde wurde getackert, da dies bei langen Narben stabiler ist. Es sieht anfangs durch die vielen Klammern etwas gewöhnungsbedürftig aus, aber sie ist super verheilt! Wird, wie bei mir, der seitliche Zugang gewählt, bekommt man zwei Schrauben in den Trochanter major (grosser Rollhügel). Diese werden wie immer nach einem Jahr entfernt. Der Rollhügel wird seitlich abgesägt und mit dem Muskel weggeklappt. Dies dient praktisch "nur" als Zugang, um das Hüftgelenk luxieren zu können. Der Muskel wird dadurch nicht verletzt und die Versorgung des Hüftkopfs gewährleistet. Es gibt auch eine arthroskopische OP um die Knochenauflagerungen zu entfernen. Dies ist jedoch nur für ganz lokale Probleme angezeigt und nur in einzelnen Fällen sinnvoll! Für mich war sie nicht geeignet, da die ganze Region betroffen war, die dadurch nicht hätte erreicht werden können.

Es geht los:
Am 8.3 kam ich zur Aufnahme nach Dortmund. Mein Mann hatte sich für die erste Woche in der Nähe eine Ferienwohnung gemietet, um die erste Zeit bei mir sein zu können. Am Aufnahmetag fand das Übliche statt: Verwaltungskram, Aufklärungsgespräch mit der Stationsärztin, Termin beim Anästhesisten etc. Ich habe mich trotz meiner Angst für eine PDA mit Vollnarkose entschieden (was mir jeder geraten hat und was für die Schmerzbehandlung danach ideal war). Dann war langes Warten angesagt, bis ich am nachmittag erfuhr, dass ich einen Tag verschoben werden sollte. Das war nicht überraschend, aber dennoch war ich angesäuert. Okay, nochmal einen Tag frei...hier erfolgte noch gewünschte Totalrasur!

Am nächsten Abend sollte ich wieder erscheinen, damit Dr. Kalchschmidt mich vor der OP nochmal sehen konnte. Er kam wie versprochen, erklärte mir nochmal alles und ich war beruhigt. Ich muss sagen, ich habe selten so grosses Vertrauen in einen Arzt gehabt. Ich bekam eine Schlaftablette für die Nacht und schlief erstaunlich gut.

Am nächste Morgen war ich die erste auf dem OP-Plan. Ich bekam besagte LMAA-Tablette plus Magen-Tablette, ging nochmal duschen und zog mein Hemdchen an. Das Setzen des PDK's ist nicht sehr schmerzhaft, es war eher die Angst und die Vorstellung, die mir zugesetzt haben. Aber das war schnell vorbei und mehr habe ich nicht mitbekommen.

Geschafft:
Als ich im Aufwachraum zu mir kam, ging es mir super, keine Schmerzen und ich war richtig zufrieden. Ich bin immer wieder eingeschlafen und aufgewacht. Weil mir so kalt war, wurde mir warme Luft unter die Decke geblasen, das war angenehm. Endlich haben sie mich zurück auf die Station gefahren, wo mein Mann schon seit Stunden nervös wartete. Meine ersten Worte waren "es war gar nicht schlimm, mir geht es gut". Ein bisschen blabla und weg war ich wieder, der erste Tag war geschafft!

Ich war genau 14 Tage im KH und durfte/sollte gleich am Tag nach der OP aufstehen. Das war aber leider gar nicht so einfach, da mein Kreislauf wegen des Blutverlustes total verrückt gespielt hat. Gleich am morgen nach der OP wurde der Blasenkatheter gezogen, nur leider hat das mit dem Wasser lassen auf der Pfanne erstmal nicht geklappt. Zum Glück ging es dann mit dem Toilettenstuhl, denn meine Blase war fast explodiert. Mit dem Stuhlgang hatte ich glücklicherweise keine Probleme. Am vierten Tag bekam ich ein Zäpfchen und ab da ging alles normal weiter.

Meine Schläuche wurde ich am 4. Tag nach OP los, Drainageschläuche und PDK wurden gezogen, was ich überhaupt nicht schlimm fand, nur der Zugang an der Hand blieb, und den brauchte ich dann auch noch für mein Eigenblut. Die drei geforderten Blutkonserven habe ich glücklicherweise alle liefern können, denn ich habe sie im KH alle zurückbekommen, da mein HB immer weiter abgesackt war. Soweit ich erfahren habe, ist der Blutverlust bei der OP nicht zu unterschätzen, da durch das abhobeln/wegmeiseln der Knochen stark blutet. (ich hatte mich nämlich immer gewundert, wieso ich 3 mal spenden sollte, obwohl der Eingriff im Vgl. zur Triple kleiner ist) Nach dem Ziehen des PDK (morgens) und den beiden Blutkonserven (abends) ging es mir tags darauf nicht so gut. Abends bekam ich dann die dritte Konserve auch noch, da der HB immer noch nicht so war wie gewünscht. Doch am Tag danach ging es mir dann schon viel besser und ab da konnte ich jeden Tag einen kleinen Fortschritt verzeichnen.

Wieder Zuhause
Nach 14 Tagen wurde ich entlassen. Es gab noch ein paar Turbulenzen wegen meines Heimtransports. Die Ärzte waren sich nicht einig, ob ich einen Liegendtransport brauche oder ein normales Taxi ausreichend wäre.
Doch wie hätte ich so lange Zeit sitzen sollen? Es war mir ein Rätsel, denn im KH war nach 5 min. Sitzen beim Essen schon Schluss. Ich bekam dann immer sofort starke Schmerzen, da die Knochenhaut an der weggehobelten Stelle noch nicht verheilt ist. Da aber im Gegensatz zur Triple beim Sitzen nichts brechen kann, war der Liegendtransport keine Selbstverständlichkeit. Es war ein ziemliches Durcheinander und ich wusste bis zuletzt nicht was kommen würde. Es war ein Liegendtransport und das war wirklich ein Glück! Ich glaube ich hätte die Fahrt im Sitzen nicht durchgestanden, denn aus den 4 ½ Stunden sind wegen eines Staus 6 ½ Stunden Fahrt geworden!

Sitzen durfte ich theoretisch nach ein paar Tagen, aber es war sehr schmerzhaft, da ja die abgetragene Stelle am Oberschenkelhals noch nicht verheilt war und das tat mir beim Beugen weh. Die Aussage des Arztes hat sich bewahrheitet, er meinte 3-4 Wochen, bis das in der Tiefe des Knochens abgeheilt ist. Somit sass ich nur wenig und immer schief auf der rechten Seite mit links ausgestrecktem Bein. Nach vier Wochen wurde es endlich besser. Ich bin auch zu Hause noch sehr viel in der Anfangszeit gelegen.

Inzwischen sitze ich tagsüber die meiste Zeit mit einem hohen Kissen und lege mich nur noch zwischendurch mal hin. Es gibt aber immer wieder Tage, an denen ich (6 ½ Wochen post-OP) abends Schmerzen in der Leiste habe. Zu Hause hat mir mein Mann eine Toilettensitzerhöhung installiert (Sitz von der Schwiegermutter, seitliche Bügel selbst gebastelt). Die Toilettensitzerhöhung war eigentlich das allerwichtigste Hilfsmittel, weil eben das Beugen und auf einen Stuhl runterlassen weh tat. Ein Krankenbett habe ich nicht gebraucht, wir haben unser Bett mit Klötzen erhöht, ebenso das Sofa auf dem ich tagsüber immer lag.

Zur Zeit macht mein Knie mir noch Ärger, da der Oberschenkelmuskel, der die Kniescheibe stabilisiert, bei der OP z.T. abgelöst wurde. Dadurch fehlt dem Knie noch die Stabilität und die Knieprobleme von früher treten wieder auf. Auch der Rücken muckt immer wieder von dem ständigen auf dem Rücken schlafen und nicht drehen können. Aber Gut Ding braucht bekanntlich Weile...ich bin sicher, dass diese Begleiterscheinungen bald der Vergangenheit angehören und ich dann wieder frisch und munter durch die Gegend springe.



Tania, 08.05.06




Die hier veröffentlichten Erfahrungsberichte geben die subjektive Meinung der betreffenden Personen wieder. Eine Zustimmung zur Veröffentlichung liegt mir von den jeweiligen Personen vor. Ich übernehme keine Haftung für die Richtigkeit und/oder Vollständigkeit der Beiträge. Bitte beachtet auch den Haftungsausschluss!


Zurück zu Erfahrungen-Übersicht Weiter zu den Erfahrungen von Melanie
nach oben