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Erfahrungen
Hallo, ich heisse Sonja und bin 40 Jahre alt.
Meine Vorgeschichte:
Meine beidseitige Hüftdysplasie wurde im März 2005 erkannt. Ich erinnerte mich
aber dann daran, dass ich vor 15 Jahren schon mal wegen Rückenproblemen bei
einem Arzt war, der meinte, das rühre von der Hüfte. Besonders die rechte Hüfte
sei etwas "klein", meinte er. Er riet mir alle 5 Jahre zur Kontrolle zu kommen.
Da ich keinerlei Beschwerden hatte, vergass ich die Kontrolle komplett.
Meine Mutter wurde oft auf mein Gangbild als Kind angesprochen und auch die
Tatsache, dass meine jüngere Schwester mit einer Hüftluxation geboren wurde,
legte den Verdacht nahe, dass auch mit meinen Hüften etwas nicht stimmen konnte.
Die konsultieren Ärzte befanden meine Hüften jedoch für völlig in Ordnung.
Verzweifelung:
Im Februar 2005 startete ich meine 2. Marathonvorbereitung. Ich wollte im April
in Hamburg mit laufen, wie auch schon 2004. Doch dann bekam ich Ende Februar
Schmerzen, erst in der linken Leiste und dann später in der rechten Leiste.
Und dann ging ganz schnell gar nichts mehr. Ich konnte keine 10 Minuten mehr
joggen ohne Schmerzen. Auch andere Sportarten wie Handball oder Fussball gingen
dann bald nicht mehr schmerzfrei. Im Alltag war ich mehr oder minder
beschwerdefrei, nur beim längeren Stehen oder beim Schlendern durch die Stadt
merkte ich etwas. Als die ersten Schmerzen kamen, bin ich gleich zu einem
Sportmediziner und Orthopäden, der mir bei anderen Beschwerden immer geholfen
hatte, gegangen. Er hat nur die linke Hüfte per Ultraschall und Röntgenbild
untersucht und meinte ich hätte ne Hüftdysplaisie und dass man da in meinem
Alter nichts mehr machen würde. Es gäbe zwar ne OP für jüngere Menschen, aber er
könnte nicht verstehen, wie man Menschen so was antun könnte. Er verschrieb mir
Voltaren und 2 Wochen Schonung. Danach bin ich wieder in die Marathonvorbereitung
eingestiegen. Nicht mal walken konnte ich schmerzfrei. So konnte es nicht bleiben.
Ich suchte einen Physiotherapeuten auf, der auch Läufer ist. Er hat mich behandelt
und mich an einen anderen Arzt weiter vermittelt. Dieser liess sich ausführlich
alles schildern, untersuchte die Beweglichkeit der Hüften und liess eine Aufnahme
vom gesamten Becken machen. Er erkannte sofort, dass der rechte Hüftkopf
unzureichend überdacht war und schicke mich weiter zu einem "erfahrenen Operateur",
dessen Meinung er gern einholen würde. Er wollte wissen, ob eine Tripel Osteotomie
sinnvoll wäre, um die drohende Arthrose zu verhindern. Somit kam ich zu Prof.
Dr. Lenz ins DIAKO.
Diako Bremen:
Am 4. Mai 2005 habe ich mich vorgestellt. Es war schnell klar, dass in der rechten
Hüfte ein über 80%iges Arthroserisiko bestand und man mit der Tripel etwas dagegen
tun könnte. Ich konnte es gar nicht begreifen. Ich wollte doch am 1.9.2005 einen
neuen Job im Ausland annehmen. Auf die Frage hin, wie lange man denn noch warten
solle meinte Prof. Dr. Lenz nur, dass er nicht mehr zu viele Jahre warten würde.
Er meinte ich solle im August noch mal wieder kommen. Aufgrund der Tatsache,
dass ich den neuen Job annehmen wollte und 2 Jahre fort sein würde, habe ich
dann noch in derselben Woche beschlossen die OP auf den Weg zu bringen. Schon
am 27. Mai 2005 bekam ich einen Termin für die Arthrographie. Das ist eine
Voruntersuchung bei der Kontrastmittel in das Hüftgelenk gespritzt wird. Damit
kann das Gelenkinnere untersuchen und feststellen, wie die Voraussetzungen für
die OP sind.
Direkt nach der Arthrographie habe ich einen OP-Termin 4 Wochen später bekommen.
Es wäre auch noch schneller gegangen, wenn ich nicht noch hätte Eigenblut spenden
müssen. Dass das so schnell ging, ist durch den unschönen Umstand bedingt,
dass Privatpatienten in Deutschland leider überall bevorzugt werden.
Schlicht aus wirtschaftlichen Gründen der Klinik.
Tripleosteotomie:
Ich wurde dann am 28. Juni 2005 morgens um 8.30 Uhr operiert. Die OP verlief
komplikationslos. Ich hatte kaum Blut verloren. Die OP dauert etwa 1,5 - 2 Stunden.
Nach ein paar Tagen hat man mir dann aber doch zwei Konserven des Eigenbluts
wieder gegeben, weil mein Hb-Wert von 13 pre-OP auf 8.8 gesunken war. Das
führte zu leichten Kreislaufproblemen beim Aufstehen. 6-7 Tage nach der OP wurde
ich 1-2 mal am Tag auf die nicht operierte Seite gelegt, was sehr entspannend war.
Zu dieser Zeit durfte ich auch hoch sitzen, habe es aber nicht gemacht, weil ich
es unbequem fand, nur auf einer Po-backe zu sitzen.
Ich habe zwei Narben. Eine in der Leiste (ca. 30 cm) und die andere quer über die Pobacke (ca. 10 cm).
Beide Narben bleiben "in der Bikinihose" (O-Ton Prof. Dr. Lenz).
Ich habe 3 Schrauben, die alle am Schnitt des Sitzbeins sitzen, dort wurde auch
ein Knochenspan eingesetzt! Scham- und Darmbein sassen so gut aufeinander, dass sie nicht
fixiert werden mussten. Normalerweise fixieren sie das Schambein
im Diako auch mit einer Schraube oder einem Draht.
Am 10 Tag nach der OP durfte ich endlich auf die Toilette und ab diesem Tag
ging es fix voran mit den Fortschritten Am 16. Juli wurde ich per
Liegendtransport nach Hause gebracht.
Wieder Zuhause
Zu Hause hatte ich ein Krankenbett und eine WC-Erhöhung. Ohne diese Hilfsmittel
entlassen sie einen nicht im DIAKO. Ist auch sehr hilfreich. Ich habe mein
WG-Zimmer zur Krankenstation umfunktioniert mit Internetanschluss, verlängertem
Türsummer, TV, Musikanlage usw. Meine Mitbewohnerin stellt mir morgens einige
Sachen ans Bett und Freunde schauen tagsüber vorbei, um mir bei Bedarf zu helfen.
Ich bin aber sehr selbstständig und bin kaum auf Hilfe angewiesen. Brauche nur
Hilfe beim Anziehen des Kompressionsstrumpfs auf der operierten Seite, denn man
darf ja nicht mehr als 60° beugen. Geduscht wird übrigens auf dem Balkon, da
wir nur eine Badewanne haben und da komm ich nicht rein. Der Balkon hat eine
Markise und rundherum wird alles mit Stoff abgehängt. Das Wasser kommt aus einer
Campingdusche. Geht prima. Ich mache regelmässige Spaziergänge von etwa 25-30
Minuten Länge. Dieses Training führt auch dazu, dass ich 4.5 Wochen post-OP auf
eine Party in der Nachbarschaft gehen konnte. Auf einer Gartenliege habe ich
gelegen. Hat richtig gut getan mal raus zu kommen.
Sechs Wochen nach der OP ergab die Röntgenkontrolle, dass alles o.k. ist. Ab da durfte ich
"tief" sitzen, alle Bewegungen machen und pro Woche 10 Kg mehr teilbelasten. Das Sitzen ging
auf Anhieb sehr gut. Nach etwa 10 Wochen bin ich in die ambulante Reha gegangen. Jeden Tag 2-3
Stunden Therapie und den Rest des Tages hatte ich für mich. Zu der Zeit bin ich auch schon
Fahrrad gefahren, obwohl ich noch auf die Stützen angewiesen war. Ging prima und eröffnete ganz
neue Freiheiten. Nach 12 Wochen durfte ich "voll" belasten und somit auch Auto fahren. Ohne
Stützen gehen konnte ich aber noch nicht, weil die Muskulatur noch zu schlapp war. Es vergingen
noch einige Wochen bis die Muskulatur wieder einigermaßen fit war.
Wie geht es mir heute?
Heute, 5 Monate nach der OP geht es mir wirklich gut. Ich habe keine Schmerzen und kann bin
ziemlich fit. Seit dem 1. Oktober arbeite ich wieder voll. Wanderungen im Umfang von 2 Stunden
kann ich gut durchstehen. Bei längeren Ausflügen nehme ich einen Wanderstock. Geht alles prima.
Momentan mache ich noch Physiotherapie, um auch das letzte Muskeldefizit aufzuarbeiten. Danach
plane ich erst mit walken und dann auch mit joggen anzufangen. Im DIAKO sagte man mir, dass ich
volle Sportfähigkeit wieder erlangen werde. So wie es momentan aussieht, wird es auch so sein.
Fazit
Ich habe die OP keinen Augenblick bereut. Was sind schon ein paar Monate Eingeschränktheit und
Unannehmlichkeiten, wenn dafür der Rest des Lebens schmerzfrei wird!
Die hier veröffentlichten Erfahrungsberichte geben die subjektive Meinung der
betreffenden Personen wieder. Eine Zustimmung zur Veröffentlichung liegt mir
von den jeweiligen Personen vor. Ich übernehme keine Haftung für die
Richtigkeit und/oder Vollständigkeit der Beiträge. Bitte beachtet auch den Haftungsausschluss!
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