Zeit

Wer keine Zeit für seine Gesundheit aufwendet,
wird eines Tages viel Zeit für seine Krankheiten aufwenden müssen

 
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Hallo, ich heisse Karin, habe unter schwierigen Umständen Ende 1965 das Licht der Welt erblickt, und das auch noch einige Wochen zu früh. Obwohl ich lange Zeit nach der Geburt in der Klinik war und "Alles" durchgecheckt wurde, blieb meine beidseitige HD unerkannt (komisch - oder?)

Meine Vorgeschichte:
Als Kind hatte ich keinerlei Probleme, man hat sich nur über meine leichten X-Beine amüsiert. Mit 15 bekam ich plötzlich Schmerzen in beiden Knien, aber rechts mehr als links. Da Sport schon damals mein Steckenpferd war (ich habe in meiner Freizeit fast ausschliesslich Fussball gespielt), beeinträchtigten mich diese Schmerzen sehr. Der Orthopäde schob meine Beschwerden darauf zurück, dass ich wohl zu schnell gewachsen sei. - Aber die Schmerzen liessen nicht nach. Der Knorpel war mittlerweile angegriffen und so entschied man sich 1987 zur Arthroskopie, um den Knorpel zu glätten und Knorpelteile zu entfernen. - Die Schmerzen wurden nicht viel weniger. 1988 erfolgte eine zweite OP, bei der die Kniescheibe durch Verkürzen der Bänder ein wenig verlagert wurde. Die Schmerzen wurden zwar leichter, waren aber nicht weg. Ein Arzt sagte mir glatt ins Gesicht: "Es gibt auch Leute, die sich ihre Schmerzen einbilden." Die Schmerzen waren mal mehr und mal weniger da. Meinen Sport habe ich weiter betrieben, auch unter Schmerzen. Nach der Aussage dieses Arztes war ich erst einmal von Arztpraxen und Krankenhäusern bedient. Heute weiss ich, warum diese Schmerzen nicht besser werden konnten ...

Im Sommer 2002 kamen plötzlich Schmerzen im Oberschenkel dazu. Dieser Schmerz kam anfangs hin und wieder, irgendwann war er immer da. Ich ging erneut zum Orthopäden, schilderte meine Beschwerden und zum ersten Mal kam jemand auf die Idee, ein Röntgenbild von meiner Hüfte anzufertigen. Ich habe doch nichts an der Hüfte, war mein Gedanke, und liess den Arzt gewähren. Seine Diagnose: "Habe ich mir gedacht: Ausgeprägte HD beidseits, rechts mehr als links. Sport bis auf Schwimmen und Radfahren einstellen und Antrag auf Behinderung beim Versorgungsamt stellen". Hat der mit mir gesprochen? Ich bin wie gelähmt aus der Praxis ... ich sollte meinen Sport aufgeben - niemals. Also machte ich weiter wie bisher.

Die Realität sollte mich schnell einholen. Ich bekam zusehends Beschwerden in der Leiste und am äusseren Rollhügel. Anfangs nur selten, dann aber immer öfter. Ich kam mir manchmal vor wie 80.

Verzweifelung:
In meiner Verzweiflung suchte ich Rat im Internet. So bin ich auf die Kliniken in Dortmund und Bottrop gestossen. Ich stellte mich auf Grund der Entfernung zuerst in Dortmund vor. Dr. Kalchschmidt bestätigte die Diagnose und riet zur OP: Regulär 2008, in meinem Fall kam ich auf die Warteliste in ca. 1-2 Jahren. Diese langwierige Geschichte wollte ich aber nicht auf Abruf hinter mich bringen. Also stellte ich mich in Bottrop (ca. 200 km vom Heimatort entfernt) vor. Vom ersten Augenblick an hatte ich dort das Gefühl: HIER bist Du richtig. Ich kann gar nicht so genau sagen, warum das so war. Waren es die netten Schwestern, die Atmosphäre des Krankenhauses oder war es Dr. Pothmann, der sich sehr viel Zeit für mich genommen hat und mir alles sehr ausführlich erklärt hat? Wahrscheinlich alles zusammen. Die Entfernung war mir Schnuppe, das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, war viel wichtiger. Ich bekam den Termin für den 23.03.2004.

3fach Beckenosteotomie nach Tönnis:
Ich war insgesamt 12 Tage im Krankenhaus. Schmerzen hatte ich so gut wie keine - ausser Rückenschmerzen vom langen Liegen. Nach 6 Tagen bin ich das erste Mal aufgestanden, zwar etwas wackelig, aber ich habe sofort meine Runde durch's Zimmer gedreht - natürlich auf Krücken. Meine "Ausflüge" wurden jeden Tag länger. Als ich alleine die Treppen hoch und runter laufen konnte und das Bett alleine verlassen und auch wieder einsteigen konnte, durfte ich nach Hause. Zuhause habe ich ca. 9 Wochen das Krankenbett benutzt, dann hatte ich die Nase voll und bin vorzeitig in unser Schlafzimmer wieder eingezogen - was für ein Gefühl!? Nach 8 Wochen durfte ich wieder sitzen (eigentlich nach 6 Wochen, doch Dr. Pothmann hatte Urlaub und wollte sich selber das Röntgenbild ansehen) und schon in der 9. Woche durfte ich mit einer Teilbelastung von ca. 10 kg beginnen (was aber bestimmt mehr war, denn 10 kg sind sehr wenig). Nach der 12 Wochenkontrolle bekam ich dann grünes Licht für mehr Belastung und schon kurze Zeit später habe ich die Krücken ganz beiseite gelegt. Anfangs war das Gangbild nicht besonders gut, aber Übung macht ja bekanntlich Meister.

Mittlerweile sind gut 4 Monate rum. Ich betreibe zur Zeit intensiv Krankengymnastik (Reha wollte ich nicht unbedingt) und spüre täglich Fortschritte. Da ich bisher noch keinen Sport (joggen, Skifahren, Skaten u. ä.) betrieben habe, kann ich letztendlich nicht genau sagen, ob die Schmerzen wegbleiben. Vom Gelenk her habe ich ein sehr gutes Gefühl, denn viele Übungen bei der KG schmerzen nur in der noch nicht operierten Seite. (Meine Erfolgsaussichten lagen aufgrund von zusätzlicher Antetorsion nicht unbedingt bei 100 %). Ich bin sehr zuversichtlich, dass die OP ein Erfolg war.

Fazit
Ich bin froh vom Marienhospital in Bottrop erfahren zu haben und gebe meine positiven Erfahrungen nun auch gerne weiter... Es ist ein super Team in einer sehr angenehmen Atmosphäre. Ich hatte aufgrund der weiten Entfernung wenig Besuch, was aber gar nicht weiter gestört hat. Ich habe mich dort wirklich sehr wohl gefühlt. Einen Arzt wie Dr. Pothmann habe ich bisher nirgends kennengelernt. Er ist wirklich super nett und hat sich sehr viel Zeit für mich genommen. Ich habe mich dort einfach gut aufgehoben gefühlt. Sollte meine linke Hüfte sich nicht bessern, dann wüsste ich schon, wen ich da ran lassen würde ...

Und noch ein Tip:
Solltet Ihr einen OP-Termin haben, dann legt Euch noch einmal richtig "ins Zeug", auch mit Schmerzen. Ich habe mich vor der OP noch einmal richtig fit gemacht: Bin viel gelaufen, haben viel Muskeltraining für die Beine und auch für die Arme gemacht (erleichtert später das Krückenlaufen). Es macht sich nach der OP ganz bestimmt bemerkbar. Ich war recht fit nach der OP. Ich hatte in der ganzen Zeit nicht einen schlechten Tag, nie heftige Schmerzen und noch nicht einmal einen "Depressiven". Es liegt auch viel an der Einstellung. Also: "Setzt Euch vorher richtig damit auseinander, dann klappt das schon".


25.07.04, Karin Waldherr






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