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Wer keine Zeit für seine Gesundheit aufwendet,
wird eines Tages viel Zeit für seine Krankheiten aufwenden müssen

 
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Hallo, ich heiße Paulina, bin 15 Jahre alt und komme aus der Nähe von München.

Meine Vorgeschichte:
Ich wurde mit einer beidseitigen Hüftdysplasie geboren, aber erkannt wurde dies erst letztes Jahr. Ich hatte früher nie Schmerzen, aber vor ungefähr zwei Jahren begann es mit leichten Schmerzen abwechselnd in den Leisten und Knien, sobald ich längere Zeit zu Fuß unterwegs war. Der Orthopäde verschrieb mir Schuheinlagen, weil ich beim Gehen mit dem Fuß leicht einknickte, aber die Schmerzen wurden immer schlimmer und bald konnte ich nicht mal mehr die zehn Minuten von der Schule zur Eisdiele problemlos laufen. Meine Mutter vereinbarte daher wieder einen Termin beim Orthopäden und ich bekam die Diagnose "Hüftdysplasie beidseits". Für den Orthopäden schien das aber gar nicht schlimm zu sein und er verschrieb mir sechs Mal Krankengymnastik und meinte, wenn es danach nicht besser wäre, bekäme ich eben wieder sechs Mal KG. Da er das so unbeschwert zu uns sagte, machten wir uns auch keine weiteren Gedanken drüber und dachten, die KG würde schon helfen. Tja. Pustekuchen. Die KG brachte einfach überhaupt nichts und die Schmerzen wurden eher schlimmer als besser. Schließlich wurde meine Mutter von einer Bekannten auf das Behandlungszentrum Aschau aufmerksam gemacht. Das BZ Aschau hat sich auf Kinder-Orthopädie spezialisiert und ist weltweit sehr bekannt. Also ließen wir uns dort einen Termin geben, der aber ein paar Monate später gewesen wäre, aber er wurde verschoben und so musste ich ein halbes Jahr darauf warten, im Oktober 2016 einem Oberarzt des BZ Aschau vorgestellt zu werden. Dieser empfahl uns eine Dreifachbeckenosteotomie nach Tönnis, der wir dann auch zustimmten. Er wollte meine Röntgenbilder aber noch dem Chefarzt zeigen und zwei Wochen später wurde telefonisch ein OP-Termin für den 02.02.2017 vereinbart. Ein paar Wochen vor der OP mussten wir dann noch viel erledigen: Blutabnahme, MRT, Überweisung vom Hausarzt, wieder Blutabnahme,... Zwei Wochen vor der OP war ich das letzte Mal in der Schule, da zu der Zeit die Grippe umging und ich in den zwei Wochen vor der OP infektfrei sein musste.

In Aschau:
Am Morgen des 01.02.2017 ging es dann nach Aschau. Ich hatte eigentlich nie Angst vor der OP, aber an diesem Morgen im Auto (wo ich ja genug Zeit zum Denken hatte) war ich dann doch etwas nervös. In Aschau angekommen gab es erstmal viele Bögen zum Ausfüllen. Dann kam ich auf mein Zimmer, das noch unbelegt war. Später kam noch ein 13-jähriges Mädchen aus Polen dazu, mit der ich mich in der nächsten Zeit anfreundete. Kurz darauf hatte ich einen Termin beim behandelnden Orthopäden zur (Überraschung...) Blutabnahme. Außerdem klärte er uns über Ablauf und Risiken der OP auf und malte an meiner linken Hüfte (da ich ja meine Hüftdysplasie beidseitig hatte, durfte ich mir die Seite aussuchen) mit Edding drei Linien, wo am nächsten Tag im OP geschnitten werden sollte. Später war geplant, alle, die am nächsten Tag operiert werden sollten, dem Chefarzt vorzustellen, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich mein Gespräch mit der Anästhesistin, weshalb der Chefarzt später kommen wollte. In manchen Erfahrungsberichten habe ich gelesen, dass die Betroffenen eingegipst wurden und das hat mich zugegebenermaßen etwas abgeschreckt. Im BZ Aschau wird aber überwiegend mit Lagerungselementen aus Schaumstoff gearbeitet, die maßgefertigt sind. Am späten Nachmittag kam daher jemand von der Orthopädietechnik-Firma, die für die Klinik die Schaumstoffblöcke fertigt, in mein Zimmer und ich musste mich auf ein riesiges Blatt Papier legen, damit die Dame meine Beinumrisse abzeichnen konnte. Ich bekam nämlich ein paar Tage nach der OP mein eigenes Lagerungselement, das man sich wahrscheinlich schwer vorstellen kann, wenn man es noch nie gesehen hat. Es war ein mehr oder weniger dreiecksförmiger Block mit Ausfräßungen, in die meine Beine perfekt hineinpassten. So konnte ich mich nicht versehentlich drehen oder meine Hüfte anders falsch bewegen (ist wirklich bequemer als es klingt). Abends dann noch duschen, rasieren und Einlauf und so gegen neun kam dann noch der Chefarzt, nach dessen Besuch ich an meinem Bein noch ein paar Edding-Zeichnungen mehr hatte.

Tag der OP: Morgens um fünf kam die Nachtschwester, die mir zwei spezielle Pflaster auf meine Handrücken klebte, damit die Stellen darunter taub wurden und ich den Zugang später nicht so spürte. Um halb sieben bekam ich dann mein OP-Hemdchen und einen Beruhigungssaft und um 7:15 Uhr wurde ich mit meinem Bett zum OP gefahren. Dort musste ich von meinem Bett auf eine andere Liege umsteigen und dann legte mir ein Narkosearzt den Zugang. Ich weiß nur noch, wie er mich fragte, ob der Champagner schon angekommen sei und ich antwortete, dass ich das nicht beurteilen könne, weil ich keinen Alkohol trinke und dann war ich auch schon weg. Vom Aufwachraum weiß ich gar nichts mehr, obwohl ich mich angeblich mit einer Schwester unterhalten habe und sie mir sogar Fotos auf ihrem Handy gezeigt hat. Irgendwann wachte ich dann in einem Überwachungsraum auf und merkte, wie trocken mein Hals war - immerhin hatte ich auch vier Stunden mit offenem Mund und Schlauch im Hals im OP gelegen. Ich hatte einen Schmerzkatheter im Rücken und konnte mir mit einer Pumpe bei Schmerzen einen zusätzlichen "Schuss" geben. Das habe ich aber sehr selten gebraucht. Alle paar Stunden piepste das Gerät, das mich mit Schmerzmitteln versorgte, sehr laut, weil die enthaltene Spritze leer war, was leider auch bedeutete, dass ich nachts nicht durchschlafen konnte.

Nach der OP:
Am nächsten Tag wurde ich im Bett geröntgt und dann durfte ich wieder zurück ins Zimmer. Wir hatten noch einen Neuzugang, ein 14 jähriges Mädchen, mit der ich mich auch sehr gut verstand. Eine Schwester überredete mich, das OP-Hemd gegen eins meiner Shirts zu tauschen. Es stellte sich heraus, dass meine Mutter und ich falsch gepackt hatten, denn ich hatte nur Langarm-Shirts und lange Jogginghosen dabei, aber in meinem Schaumstoffblock war mir sehr, sehr heiß. Auch in dieser Nacht schlief keine von uns durch, weil entweder meine Schmerzpumpe oder die meiner Bettnachbarin piepste. Mir fiel außerdem das Schlafen auf dem Rücken schwer, weil ich normal überzeugte Seitenschläferin bin. Tags darauf wurde mein Blasenkatheter entfernt (juhu, endlich Bettpfanne...) und auch mein Schmerzkatheter wurde gezogen. Ich war sehr erstaunt darüber, dass ich danach nur noch ca. 3 Tage Schmerzmittel bekam und diese schließlich gar nicht mehr (bzw. nur noch manchmal vor der Physiotherapie) brauchte. Da aber durch das Liegen meine Verdauung nicht richtig in Schwung kam, versuchten die Schwestern alles, was ihnen einfiel, aber nachdem nichts auch nur annähernd eine Wirkung zeigte, lösten sie das Problem kurzerhand mit einem riesigen Einlauf... Ich hatte nun täglich Physio- und Ergotherapie (den Unterschied habe ich aber noch nicht so ganz verstanden... In den Therapien machte ich eigentlich immer das Gleiche) und nachdem mir auch mein Zugang entfernt worden war, durfte ich am vierten Tag nach der OP endlich sitzen! Ich durfte zwar mein Hüftgelenk nur 80° beugen, aber ich war trotzdem überglücklich. Einzig und allein mein Kreislauf machte mir einen Strich durch die Rechnung, denn nach fast 5 Tagen im Liegen wurde mir sehr schnell schwindlig. Deshalb musste ich noch etwas warten, bevor ich mich in den für mich bereitgestellten Rollstuhl setzen durfte, bei dem extra ein abgeschrägter Block aufgebaut worden war, um meine 80° Hüftbeugung zu gewährleisten. Danach ging es sehr schnell aufwärts. Nun konnte ich wieder fast normal auf die Toilette gehen. Dazu halfen mir die Schwestern auf einen speziellen Stuhl mit Rollen, der über die Toilette geschoben wurde, weil diese für meine 80° Hüftbeugung zu niedrig war. Um den Heilungsprozess nicht zu gefährden, durfte ich die nächsten 6 Wochen nur dreimal täglich je eine halbe Stunde sitzen und einen Teil dieser kostbaren Zeit verwendete ich darauf, endlich wieder einmal zu duschen. Dazu setzte ich mich einfach mit einem Stuhl unter die Dusche. Am 12. Tag nach der OP, dem Tag meiner Entlassung, erreichte ich am Morgen (nach dem Fädenziehen - Autsch...) bei der Physiotherapie noch einen weiteren Meilenstein: das Hüpfen auf einem Bein. Die Tage zuvor war ich schon aufgestanden und nun konnte ich mich mit einem Rollator (ja, genau so einem, wie ihn ältere Menschen haben...) hüpfend fortbewegen, denn das mit den Krücken funktionierte noch nicht so ganz. Danach wurden meine Mutter und ich auch schon von einem speziellen Taxi abgeholt, in dem ich auf einer Liege nach Hause fuhr, da ich ja nicht so lange sitzen durfte.

Endlich wieder zu Hause:
Die Ergotherapeutin in Aschau hatte uns mit Rezepten für alle nötigen Hilfsmitteln versorgt, wie zum Beispiel ein Pflegebett, dass nun im Esszimmer stand und in dem ich den Großteil der nächsten 6 Wochen verbringen sollte. Dreimal wöchentlich kam meine Physiotherapeutin (die gleichzeitig auch meine Nachbarin ist) und schon bald konnte ich den Rollator gegen Krücken ersetzen und schließlich auch wieder die Treppe zu meinem Zimmer erklimmen. Zu diesem Zeitpunkt lag meine OP etwa drei Wochen zurück. Nachts hatten meine Eltern immer ein Telefon bei sich im Schlafzimmer, falls ich Hilfe brauchte. Oh, was ich noch gar nicht erwähnt habe, ist, dass ich natürlich seit dem Tag meiner OP Anti-Thrombose-Strümpfe trug und Heparin-Spritzen bekam, die ich mir schon im Krankenhaus selbst gab. Alles lief gut - bis zur 5. Woche. Da bekam ich das Erste Mal seit Wochen Schmerzen in der operierten Hüfte. Tags zuvor war ich zugegebenermaßen in etwa eine Stunde gesessen, was ich ja eigentlich nicht durfte. Einige Tage danach waren die Schmerzen jedoch wieder verschwunden. In der siebten Woche nach der OP wurde ich wieder liegend nach Aschau transportiert, wo ich nochmals fünf Tage stationär aufgenommen wurde. Nach dem Röntgen stand dann fest: Ich durfte nun meine Hüfte soweit beugen und so lange sitzen, wie ich wollte (wobei dürfen nicht gleichzeitig können heißt... Nach dem ewigen Liegen waren viele meiner Muskeln verkürzt...) und die operierte Seite mit 15kg belasten. Das klingt nach mehr, als es eigentlich ist. Zumindest durfte ich jetzt mit meinem linken Bein beim Laufen abrollen, was es viel einfacher macht, das Gleichgewicht zu halten, als auf einem Bein durch die Gegend zu hüpfen. So wurde auch das Treppensteigen erheblich leichter. Nach fünf Tagen intensiver Physiotherapie durfte ich wieder nach Hause und konnte auch wieder zur Schule gehen, wo ich, obwohl ich ja eigentlich wieder ganz normal sitzen durfte, ein Sitzkissen hatte, bei dem die linke Seite abgeschrägt war, da ich im 90°-Winkel einfach noch nicht so lange sitzen konnte. Auch zu Hause hatte ich weiterhin dreimal pro Woche Physiotherapie und in der elften Woche nach der OP musste ich nochmal zum Röntgen. Diese Aufnahmen schickten wir dann nach Aschau und einige Tage später bekamen wir einen Brief, der uns bereits bekannt vorkam. Es war der Brief mit Befund, OP-Bericht usw., der jedes Mal um einen weiteren Absatz ergänzt wurde, wenn wid ihn bekamen. So war es auch dieses Mal. Die ersten beiden Seiten waren die Selben wie immer und auf der letzten Seite stand dann, dass ich noch vier Wochen mit Unterarmstützen laufen sollte und dann nochmals zum Röntgen sollte. Da wir am nächsten Tag noch einen Umschlag mit der aktuellen Röntgen-CD und den Begleitbrief, die wir nach Aschau geschickt hatten, ohne Kommentar erhielten, gingen wir davon aus, dass der zuvor angekommene Brief die Antwort darauf war. Weil wir aber etwas genauere Informationen dazu haben wollten und nicht nur die beiden Sätze im Brief, verfasste meine Mutter eine Email an den Stationsarzt in Aschau, der darauf antwortete, dass das wohl der Entlassbrief gewesen sein musste, da er uns zu den Röntgenbildern keine Rückmeldung gegeben hatte, ich aber auf jeden Fall wieder ganz normal laufen und mit dem Heparin aufhören durfte. Weil bei der OP mein linkes Bein um einen Zentimeter länger wurde und es davor bereits auch etwa um so viel länger war als mein rechtes Bein, musste ich mir den rechten Schuh um zwei Zentimeter erhöhen lassen. Es dauerte dann noch ungefähr eine Woche bis ich normal laufen konnte, aber auch danach humpelte ich manchmal. Aber nicht wegen der Hüfte, denn der ging es hervorragend. Nein, es war mein Knie, das mir Schmerzen bereitete, weil es so lange nicht mehr belastet worden war. Hierbei half mir meine Physiotherapeutin, indem sie mir das Knie tapte. Auch war mein linker Fuß extrem dick, da ich seit Aschau keine Lymphdrainage bekommen hatte.

Wie geht es mir heute? Seit der OP sind nun fast fünf Monate vergangen und ich habe keine Schmerzen in der operierten Hüfte. Auch die Schmerzen im Knie sind verschwunden und der Fuß nicht mehr dick. Dieses Problem hat sich beinahe über Nacht gelöst, da ich an einem Abend drei Stunden lang getanzt habe und dadurch wurde der Abfluss der Lymphflüssigkeit angeregt. Trotzdem habe ich noch zweimal pro Woche KG, weil ich durch die Folgen der OP links eine leichte Fußheberschwächer entwickelt habe. Was genau dies ausgelöst hat, ist aber unklar. Jedoch werde ich die KG nicht mehr lange brauchen, da sich der Fuß schon sehr gebessert hat. In meinem Schaumstoffblock muss ich nachts zwar auch noch liegen, aber nur noch bis August, denn dann sind die empfohlenen sechs Monate vorbei. Dann darf ich auch wieder reiten, da bisher die Gefahr eines Beckenbruchs bei einem Sturz vom Pferd zu groß ist. Auf dem Bauch liege ich nicht mehr so gerne, auch, wenn ich darf. Aber die Schrauben in meinem Beckenkamm, die ich sehr gut ertasten kann, stören mich dabei. Zwar bereiten sie mir keine Schmerzen, unangenehm sind sie aber trotzdem. Diese Schrauben dürfen mir in ein bis zwei Jahren entfernt werden und da ich bereits einen Termin für meine rechte Seite habe, hoffe ich, dass man sie mir bei meiner nächsten OP herausnehmen wird. Der Orthopädie aus Aschau meinte zwar, dass dies auch unter örtlicher Betäubung möglich ist, aber wenn ich schon eine Vollnarkose wegen meiner zweiten Hüft-OP bekomme, dann ist das meiner Meinung nach eine gute Gelegenheit dafür.

Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis und werde auf jeden Fall nächsten Sommer auch die rechte Seite operieren lassen. Zwar sind die ersten Wochen sicherlich nicht immer leicht zu ertragen, aber dafür, dass ich danach ein schmerzfreies Leben führen kann, ist es mir das wirklich wert! Ich kann diese OP sehr empfehlen und auch Angst muss man nicht davor haben, finde ich.

22.06.2017, Paulina


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