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Wer keine Zeit für seine Gesundheit aufwendet,
wird eines Tages viel Zeit für seine Krankheiten aufwenden müssen

 
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Hallo an alle Betroffenen und Interessierten!
Ich heisse Birgit, bin Jahrgang 1972 und habe eine beidseitige, angeborene Hüftdysplasie. Ich habe mit 31 Jahren die rechte Seite operieren lassen und habe mir gerade den Termin für die linksseitige Operation geholt (bin quasi ein echter Fan...:)).

Meine Vorgeschichte:
Die Hüftdysplasie ist ein "Geschenk" meiner Mutter, die sich auch damit herumgeplagt hat. Sie hat vor 15-20 Jahren zwei Umstellungsoperationen machen lassen, d.h. der Hüftgelenkkopf wurde abgetrennt und neu aufgesetzt. Sie war sehr zufrieden damit, bis die Arthrose sie eingeholt hat und sie vor 3 Jahren ihre erste Prothese bekam.

Aber nun zu mir: Bei mir begannen die Schmerzen mit 28 Jahren. Diese haben sich so weit gesteigert, dass ich jeden unnötigen Schritt vermieden habe. Mein liebstes Hobby, Shopping, machte gar keinen Spass mehr. Da meine Mutter nach ihren Operationen sehr lange schmerzfrei gelebt hat, entschied ich mich ebenfalls für die OP, allerdings wurde mir direkt die Triple-Osteotomie vorgeschlagen.

Operation in der Uniklinik Köln:
Bei der Voruntersuchung Mitte Juli 2003 bekam ich sofort den OP-Termin für Anfang September! Also eine Wartezeit von 6 Wochen. Für meine im Dezember 2004 anstehende OP warte ich 3 Monate, also auch sehr akzeptabel. Die operierenden Ärzte waren Prof. Rütt, der Chefarzt (und das bei mir, einer Kassenpatientin) und Dr. Bertram. Von beiden bin ich sehr begeistert. Sie haben mir versprochen "schöne Narben" zu machen und wenn man sich an den Anblick gewöhnt hat, muss ich sagen, sie sind wirklich sehr dezent. Wie üblich habe ich drei Narben: eine grosse in der Leiste und zwei kleine (Schambereich und Pobacke).

Bei der OP selber habe ich kaum Blut verloren. Eine Eigenblutspende habe ich abgelehnt (stattdessen habe ich vorher ein Eisenpräparat genommen). Die Medikation mit Schmerzmitteln (u.a. Tramadol) war hervorragend, ich hatte noch 2 Tage nach der OP eine Kanüle an der Hand mit einem Drücker, so konnte ich mir selber Schmerzmittel verabreichen. Also kein Koller nach dem Aufwachen.

Die Zeit nach der OP im Krankenhaus:
Die Versorgung durch das Pflegepersonal war richtig klasse. Alle waren nett und einfühlsam. Da es eine Uniklinik ist, schwirren auch viele Studenten im Praktischen Jahr herum, die einem Blut abnehmen, Drainagen ziehen (für mich der schlimmste Moment im Krankenhaus) und Verbände wechseln. Ich bekam jeden Tag Trockeneis-Behandlung, Lymph-Drainage (eine sanfte Massage rund um die Wunde) und ab dem 4. Tag Physiotherapie. Auch die Versorgung mit Hilfsmitteln für später war toll: Ich bekam einen Greifarm, ein Paar Gummi-Schnürsenkel, eine Toilettensitz-Erhöhung und natürlich Krücken. Ich musste um nichts kämpfen.

Und wie fühlt man sich so in den 14 Tagen nach der OP?
Ich habe alles sehr positiv gesehen, war glücklich über jede kleine Verbesserung. Jeden Tag klappt es ein bisschen besser. Das Schlimmste war, dass der Körper einen massiven Eingriff verarbeiten muss und seine Routine-Funktionen erst mal "vergisst": bis ich die Bettpfanne benutzen konnte, das war ein kleines Drama. Meine Blase war kurz vor dem Platzen, aber ich konnte einfach nicht in die Bettpfanne pinkeln. Beim Stuhlgang dasselbe. Naja, irgendwann ging es dann und nach ca. 1 Woche konnte ich alleine aufs Klo gehen, das war der schönste Moment während meines Aufenthalts :))).
Was das Sitzen betrifft: ich durfte bereits im Krankenhaus sitzen. In den letzten 2 Tagen habe ich die Mahlzeiten sitzend auf der Bettkante eingenommen und auch konnte ich problemlos im 90-Grad-Winkel sitzen, zumindest für 1-2 Stunden!!! Daher war ich sehr erstaunt, was manche hier so berichten. Ich habe bei den Visiten immer gut aufgepasst, für die Studenten wurde ja immer viel erklärt, aber der Name Tönnis ist nie gefallen! Deshalb denke ich nicht, dass ich die Tönnis-Variante hatte, bei der ja in den ersten 6 Wochen sitzen absolut tabu ist... naja, in jedem Fall ist es ein grosser Eingriff!

Die ersten Wochen zu Hause:
Zu Hause lief alles viel besser als erwartet. Ich konnte schon ganz gut sitzen und mir selber Frühstück machen oder eine Pizza in den Ofen schieben. Auch waschen war kein Problem. Hilfe habe ich "nur" zum Einkaufen und Wäsche waschen benötigt. Allerdings war es doch ein gutes Gefühl, dass meine Mitbewohnerin immer mal da war und ich auch sonst viel Besuch bekam. Die Physiotherapie war auch spitze: obwohl ich ein normales Rezept ohne Hausbesuche hatte, kam Rebekka (mit der ich mittlerweile gut befreundet bin) zweimal zu mir nach Hause. Ab dann konnte ich den Weg von ca. 700 Metern selber zurücklegen. Die Stelle am Beckenkamm, an der mir bei der OP Knochenspan entnommen wurde, tat noch sehr lange weh, aber durchaus erträglich. Die ersten sechs Wochen, in denen ich das Bein gar nicht belasten durfte, waren manchmal hart, denn das Laufen geht in diesem Fall ganz schön auf die Hände, die ja das kranke Bein ersetzen. Da ich direkt wieder zur Uni gegangen bin (5 Wochen nach OP, immer mit Sitzkissen im Rucksack), standen mir manchmal vor Frust die Tränen in den Augen. Aber da denke ich heute eigentlich kaum noch dran. Um mich etwas aufzumuntern, habe ich meine Krücken mit bunten Stoffblumen verziert und auf der Strasse und in der Bahn haben mich sehr viele Leute angesprochen und mir alles Gute gewünscht usw. - das tat echt gut, kann ich nur empfehlen...

Nach 3 Monaten:
Es wurde gesagt, 3 Monate nach der OP darf ich das Bein wieder voll belasten. Das war für mich der magische Termin!!! Krücken weg, alles wieder gut!!! Leider ist es nicht ganz so. Obwohl ich sehr gute Fortschritte in der Physiotherapie machte, ist es doch für das Bein wieder etwas ganz Neues, wieder normal wie früher zu laufen. Die ersten Wochen ohne Krücken waren somit doch noch sehr anstrengend, mich hat es sehr frustriert, dass ich auch ein wenig gehinkt habe. Manche Bewegungen liefen nicht so sauber. Das ist natürlich lächerlich im Vergleich zu dem, was man vorher schon ertragen hat, aber irgendwie dachte ich, nach 3 Monaten ist alles super und dann war ich traurig, dass es eben nicht so ist. Aber trotzdem: ich hatte keine Schmerzen mehr und die Beweglichkeit ist auch zurückgekehrt. Das taube Gefühl im Oberschenkel geht so nach und nach zurück und jetzt, 1 Jahr später, beginnen die Narben auch schon ein wenig zu verblassen. Eigentlich müsste ich die Drähte, die bei der OP zur Fixierung eingesetzt wurden, entfernen lassen, aber erst mal lasse ich die andere Hüfte operieren, dann denke ich über Drahtentfernung nach.

Fazit:
Wie Ihr aus dem Bericht schon heraushören könnt, stehe ich voll hinter dieser Operation, hinter dem Team der Uniklinik Köln und gehe sehr zuversichtlich an die 2. Operation. Man sollte den Eingriff nicht unterschätzen, aber ich persönlich hatte viel weniger Schmerzen als erwartet, konnte schnell wieder sitzen, war auch mit Krücken relativ mobil (Kneipe, Kino, Shopping...) und war viel weniger aus meinem Alltag herausgerissen als ich dachte. Ich hatte das Glück, an meinem Wohnort operiert zu werden. Das war klasse für den Heimtransport (eine Freundin hat mich einfach ins Auto gepackt) und ich hatte sehr viel Besuch, so dass die Zeit im Krankenhaus und auch danach schnell rumging.

Meine Tipps an Euch (Betroffene):
1. Macht vorher Übungen zur Kräftigung der Arme (Hanteln oder Thera-Band), dann klappt es auch gut mit den Krücken.
2. Nehmt Euch einen Walkman mit Euren Lieblings-CDs mit (so kann man sich auch abschotten, wenn der Zimmernachbar nervigen Besuch hat).
3. Im Krankenhaus auf Schokolade verzichten (das verstopft) und eher mal Trockenfrüchte essen :))
4. Habt den Mut, auch mal etwas auszuprobieren - natürlich mit Vorsicht, aber es geht oft mehr als man glaubt und das tut der Psyche wahnsinnig gut.


Birgit, 06.09.04




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